Runde 25: Arm, aber sexy

Ausgangslage

Während in der vergangenen Woche der Vorbericht auf das Auswärtsspiel in Salzburg mit einem Zahnarztbesuch-Zitat von Sebastian Prödl begonnen hat, ist es heute der ehemalige Berliner Bürgermeister Klaus Wowereit. “Arm, aber sexy” nannte er 2003 seine deutsche Bundeshauptstadt.

“Arm, aber sexy” trifft gewissermaßen auch auf Austria Wien in diesen nass-kühlen April-Tagen zu. Abermals wurde die Lizenz für die kommende Spielzeit in erster Instanz verweigert, abermals treten die Veilchen aber am Spielfeld sexy auf – und überzeugen in den vergangenen Wochen, in denen nur zwei von acht Spielen verloren wurden, im Schnitt 1,75 Punkte geholt wurden.

Und nun zum Lieblingsgegner? Seit über 1.320 Tagen ist die Austria gegen Rapid ungeschlagen, seit 479 Wochen in Wien-Hütteldorf, wo am Sonntag (16. April, 17 Uhr) das erste von zwei Derbys im Play-Off steigt.

Und diesmal? Der grün-weiße Erzrivale präsentiert sich im Frühjahr unter Trainer Barisic stärker und erfolgreicher als im Herbst unter Trainer Feldhofer, aber dennoch nicht konstant. In den acht BL-Runden des Frühjahrs gelangen Rapid gleich viele Siege wie der Austria (vier), jedoch wurden ebenso vier Spiele verloren und damit zwei Punkte weniger geholt als es den Veilchen gelungen ist.

Zuletzt feierte Rapid zwei Heimsiege in Folge – im Cup gegen die SV Ried (2:1), in der Meisterschaft gegen die Klagenfurter Austria (3:1). Gegen die Top-Teams der Liga lassen Guido Burgstaller & Co. aber Luft nach oben: im Frühjahr wurden alle vier Spiele gegen RBS, Sturm Graz und die Austria verloren, auch im Herbst gelang gegen die anderen vier Top-Teams nur ein einziger Sieg, nämlich zuhause gegen den LASK. Bekanntlich gingen beide bisherigen Saisonderbys an die Austria, die auch in beiden Duellen spielerisch klar überlegen war.

Taktik und Aufstellung

Neben den fünf Langzeitverletzten – weiterhin Galvao, Huskovic, El Sheiwi, Wustinger und Raguz – muss Michael Wimmer im 339. Wiener Derby auch auf Doron Leidner verzichten, wenngleich dieser kürzer ausfallen dürfte als ursprünglich angenommen und gegen Austria Klagenfurt bereits zurückkehren könnte.

Auf der linken Außenbahn scheint klar, dass der Israeli durch Manuel Polster ersetzt wird. Die größte Frage ist, ob sich Austrias Trainerteam für Aleksandar Jukic (im Zentrum, dann Fischer offensiver) oder für Andreas Gruber (an vorderster Front, dann Fischer im Zentrum) entscheidet. Dies hängt wohl auch mit der Formation zusammen – das bis vor kurzem übliche 3-4-3 spricht eher für Jukic, das in Salzburg erfolgreich praktizierte 3-4-1-2 eher für Gruber als zweite Spitze neben Tabakovic. Eine sehr lesenswerte Analyse zur Formationsfrage hat Dalibor Babic auf abseits.at getätigt, hier zu lesen.

Nikola Dovedan konnte in Salzburg mit einem Tor und einem Assist erstmals richtig anschreiben, wird aber ebenso auf der Bank beginnen wie James Holland, der wieder fit zur Verfügung steht.

Schiedsrichter und Ausblick

Sebastian Gishamer, Referee im Wiener Derby, ist zu wünschen, dass er in der nächsten Woche eine ruhigere Zeit als Christian-Petru Ciochirca haben wird. Der Steirer, der die Austria in Salzburg gepfiffen hat, wurde vom ÖFB gesperrt und wird für mindestens zwei Wochen nicht als Schiedsrichter oder VAR besetzt. Gishamer wird das hoffentlich nicht blühen, sondern ihm und dem Fußball insgesamt ist eine umsichtige, in den entscheidenden Situationen fehlerfreie Spielleitung zu wünschen. Der 34-jährige Salzburger gehört – auch international – zu den aufstrebenden Unparteiischen Österreichs, weshalb auf der Hütteldorfer Tribüne mit dem Deutschen Herbert Fandel auch ein führender UEFA-Schiedsrichterfunktionär Platz nehmen wird.

Für Gishamer ist es das zweite Wiener Derby, jedoch das erste mit Zusehern, nachdem er im Frühjahr 2021 ein Heim-0:0 unter Ausschluss der Öffentlichkeit geleitet hat. Insgesamt ist es sein 72. Bundesliga-Spiel, zum 21. Mal mit der Wiener Austria. Assistieren werden ihm drei weitere Salzburger: Roland Riedel (Assistent 1), Markus Reichholf (Assistent 2) und Christopher Jäger (4. Offizieller). Ein paar Kilometer weiter, in Meidling, sitzen zwei Schiedsrichter des letzten Derbys im März – nämlich die Wiener Julian Weinberger (diesmal VAR, im März souveräner Referee) und Sebastian Gruber (diesmal A-VAR, im März Assistent 2).

Jedenfalls wird das Allianz-Stadion sehr gut gefüllt sein. Am Tag vor dem Spiel waren noch Restkarten verfügbar, der Gästesektor der Veilchen ist längst ausverkauft. Es ist das erste Derby seit über 20 Jahren ohne “Fanatics” im violetten Fansektor. Auch in dieser Hinsicht wird das Derby brisant. Auf der Fantribüne des SCR kann damit gerechnet werden, dass die geklaute FAK-Choreographie präsentiert und angezündet wird. Die Austria-Fans werden u.a. mit “Ungeschlagen”-Sprechchören kontern – hoffentlich auch nach dem Spiel.

Die Austria ist am Sonntag um 17:00 Uhr in Hütteldorf zu Gast, Sky Sport Austria überträgt live, Philipp Paternina wird kommentieren.

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