Der violette 360°-Blick: Woche #17

Der vielleicht sportlich intensivste Monat der Vereinsgeschichte ist zu Ende. Neun Spiele musste die Austria innerhalb von 29 Tagen in diesem Oktober 2022 bestreiten. Zwei davon konnten gewonnen werden, nämlich nach dem Derbysieg auch das letzte Spiel des Monats gegen den SCR Altach. Nun warten noch drei Spiele, bis die Austria in die vielleicht längste Winterpause der Vereinsgeschichte gehen wird und für rund drei Monate kein Pflichtspiel bestreitet.

In der vergangenen Woche hat verteilerkreis.at ein neues Gesicht bekommen. Im Zuge dessen ist auch der violette 360° Blick der Woche #16 ungewollt verloren gegangen. Eine Woche später heißt es nun aber ohne “Hoppala”: hinein in den violetten 360° Blick der Woche #17!

Manfred Schmid jubelnd vor der Osttribüne. Ein Trainer, der von der Mannschaft beklatscht und von der Tribüne gefeiert wird, hat im heutigen Fußball Seltenheitswert. Das sollten sich auch die FAK-Verantwortlichen in Erinnerung rufen.

Der Blick zurück: Remis gegen Lech Posen, Heimsieg gegen den SCR Altach

“Stark gekämpft, alles gegeben, aber da wäre mehr drinnen gewesen.” Wie oft haben Austria-Fans diesen Satz in den vergangenen Wochen schon gesagt? Nahezu jeder internationaler Auftritt konnte so resümiert werden, denn in fast jedem der bisher sieben Spiele schaute am Ende weniger heraus als angesichts der Spielanteile möglich gewesen wäre. Mal fehlte das Spielglück, mal die Erfahrung auf internationalem Terrain, mal die letzte Konsequenz oder Abgebrühtheit statt etwas Naivität.

Auch in der vergangenen Woche war dieser Satz wieder ein viel zitierter – am Donnerstag nach dem Heimspiel gegen Lech Posen tatsächlich, am Sonntag nach dem Heimspiel gegen den SCR Altach beinahe, hätte nicht Dominik Fitz in der 93. Minute Nerven aus Stahl bewiesen. Eine detaillierte taktische Analyse dieses Heimsiegs liefert wie immer Dalibor Babic hier auf abseits.at.

Das violette Spiel in der Saison 2022/23 ist durchaus gefällig. Insbesondere gegen den Ball hat die Mannschaft von Manfred Schmid einen großen Schritt vorwärts gemacht, indem sie deutlich höher steht und anpresst als in der Vorsaison. Mit dem Ball ist die Spielidee ähnlich zur Vorsaison, aber intensiver und in der Ausführung besser. Die Zahlen unterstreichen diesen Eindruck:

  • In der Vorsaison hat die Austria nach 14 Bundesliga-Runden 19 Tore erzielt, heuer sind es zum selben Zeitpunkt bereits 25 Treffer.
  • Dafür hat die Austria heuer deutlich mehr Treffer erhalten, nämlich 24 im Vergleich zu 17 im Vorjahr.
  • Letztendlich steht die Austria heuer bei 22 erspielten Punkten nach 14 Runden (sechs Siege, vier Remis), drei dieser Punkte müssen bekanntlich jedoch wieder abgegeben werden. Im Vorjahr waren es 16 Punkte und nur drei Siege.

Auch in Zahlen lässt sich die Steigerung zur Vorsaison also gießen. Die Rahmenbedingungen zur Vorsaison sind anders, in manchen Bereichen vielleicht besser, in anderen aber wieder deutlich schwieriger. Tränen, die die Mannschaft rund um Wustinger, El Sheiwi und Huskovic vergossen hat, trocknen nicht so schnell, sondern hinterlassen Wunden. Hinzu kommen weitere Langzeit-Verletzungen, wie von den Neuzugängen Raguz und Baltaxa, aber auch Handl und Smrcka, die dem Kader an wichtigen Positionen mehr Breite gegeben hätten. Dass dieses Verletzungspech ausgerechnet jene Saison trifft, in der die Austria regelmäßige Rotation durchaus vertragen würde, ist doppelt bitter.

Umso höher ist es der Mannschaft und dem Trainerteam anzurechnen, wie Schicksalsschläge des Verletztenteufel ebenso verdaut werden wie sportliche Rückschläge, sei es in Form von hohen Niederlagen oder dem Cup-Aus gegen den Sportclub. Immer wieder können die Veilchen eine Reaktion zeigen, immer wieder hat man an einem Sonntag optisch nicht den Eindruck, als hätten die FAK-Spieler vor nicht einmal 72 Stunden gespielt und der Gegner frei gehabt, so auch am vergangenen Sonntag, als die Austria den SCR Altach regelrecht dominiert und müde gespielt hat. Dementsprechend gut ist auch die Stimmung in der Austria-Familie, nicht nur nach dem Heimsieg gegen Altach, als die Mannschaft und Trainer Schmid rund 10 Minuten gefeiert wurden und Kapitän Fischer selbst zum Mikro griff (siehe Video unten).

Also wie gut läuft’s bei der Austria nun? Längst ist nicht alles, was am Spielfeld gezeigt wird, eitel wonne, speziell international wurde auch viel Lehrgeld bezahlt, wobei die jeweiligen “Rückspiele” gegen Villarreal und Posen den Eindruck machten als wären tatsächlich die richtigen Lehren und Erfahrungen aus den torreichen “Hinspielen” gezogen werden. Jedenfalls aber hat man den Eindruck, dass die Richtung der Austria stimmt. Eine Spielidee ist erkennbar, regelmäßig fruchtet diese in Siege, zwischen Trainer, Mannschaft und Fans passt kein Blatt Papier, weil das Team auch regelmäßig Charaktertests großartig absolviert und viel Kampfgeist zeigt, das vorübergehende Saisonziel Top 6 scheint sehr realistisch zu sein (derzeit ist die Austria Sechster, ohne Minuspunkte wäre sie Vierter).

Dementsprechend unlogisch scheint es, ausgerechnet jetzt, wenn alle drei Tage ein Spiel ansteht, über den Cheftrainer zu diskutieren. Dass Medien just in den vergangenen zwei Wochen das Thema aufgegriffen haben, überraschte tatsächlich. Die Diskussion, inwiefern Manfred Schmid und Jürgen Werner in ihren Ansichten von Fußball harmonieren, gibt es in Wien-Favoriten schon länger, bisher aber im Stillen. Während einer mit dem gezeigten Fußball nicht vollends glücklich ist, ist der andere mit dem zur Verfügung gestellten Kader nicht restlos zufrieden. Hinzu kommen kritische Stimmen aus dem VIP-Club, in dem sich nicht ausschließlich Schmid-Fans befinden. All das ist intern bereits länger bekannt und seit Wochen recht unverändert, auch wenn Medien erst jetzt das Thema an die Oberfläche holen. Fakt ist aber auch: Werner und Schmid arbeiten professionell zusammen, die Austria kann sich schon allein finanziell keinen kurzfristigen Trainerwechsel wirklich leisten und Schmids Vertrag hat eine hohe Chance auf eine automatische Verlängerung, wenn die Austria so weiterspielt wie zuletzt und dann wieder einen internationalen Startplatz erreicht.

“Wir haben heute eine Riesenfreude, die Mannschaft hat sich einmal belohnt. Die Revanche ist geglückt, großes Lob, für das, was sie heute abgeliefert haben. Das war schon sehr, sehr gut. Wir haben in der ersten Hälfte sieben, acht Sitzer wo du führen musst. Das 0:1 war überraschend und unnötig. Wir haben dann aber so weitergemacht. Der Sieg war durch den Elfer glücklich, aber auch verdient.”

Cheftrainer Manfred Schmid auf “Sky” nach dem 2:1-Heimsieg gegen die Vorarlberger

Can Keles erlebte zuletzt schwierige Wochen. Gegen Lech Posen und Altach stand er in der Startelf, was er in der bisherigen Saison erst zwei Mal tat (1. Runde gegen Salzburg und im Cup gegen Siegendorf). International dankte er mit einem selbst erarbeiteten Treffer.
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Der Blick in die Gegenwart

Austria Wien hat eine englische Woche mit einem Wochentagsspiel vor sich. Das ist für die Veilchen nicht neu, sondern bereits das 9. Mal in dieser Saison. Zugleich ist es aber auch das letzte Mal für eine lange Zeit, denn nachdem die Austria weder im Cup noch international überwintert und die Bundesliga im Frühjahr kein einziges Wochentagsspiel plant, wird die Austria im Frühjahr nur mehr am Wochenende spielen. Die Runden 17 bis 22 des Grunddurchgangs werden noch in diesem Jahr terminisiert, ehe nach Runde 22 eine Länderspielpause folgt, ehe die Play-Offs starten und die Austria immer samstags (unteres Play-Off) oder sonntags (oberes Play-Off) spielen wird.

Aber zurück in die Gegenwart, in der sich das hochintensive FAK-Programm einem Ende zuneigt. Zwei Auswärtsspiele in der kommenden Woche (am Donnerstag gegen Hapoel Be’er Sheva, am Sonntag in Innsbruck gegen die WSG Tirol), dann eine Woche Pause und noch ein letztes Heimspiel gegen den WAC, bevor rund drei Monate Winterpause warten.

Wer wird vor dem Winter nochmals das Austria-Trikot anziehen?

  • Marko Raguz ist zurück von seiner Reha in Deutschland, wird aber erst 2023 sein FAK-Debüt feiern.
  • Muki Huskovic, Florian Wustinger und Ziad El Sheiwi wurden in den letzten Wochen erfolgreich operiert und sollen bis Sommer 2023 zurückkehren.
  • Johannes Handl und Ammand Smrcka sind wieder fit, wie auch bereits seit längerem Matan Baltaxa. Letzterer wartet jedoch, ebenso wie Smrcka, weiterhin auf sein Debüt in der Kampfmannschaft. In seiner Heimat Israel hat er durchaus die Chance dazu, in der Liga wegen des Österreicher-Topfs weniger.
  • Andreas Gruber und Aco Jukic waren zuletzt krank, werden heuer aber nochmals für die Veilchen auflaufen können, sei es bereits in Israel oder erst in Innsbruck.
  • Lukas Mühl ist am Montag nach Deutschland gereist, um seine Entzündung in der Liste schneller zu überstehen. Ob er 2022 nochmals aufläuft, ist ungewiss, aber durchaus möglich.
1:1-Ausglech gegen Posen, Mandi Fischer drängt zu einem kurzen Torjubel, um noch den Führungstreffer zu erzielen, Teil 1.
Worte helfen nichts, Mandi Fischer muss zu seinen Händen greifen, Teil 2.
Keles und Polster jubeln weiterhin, Mandi Fischer muss anschieben, Teil 3.
Noch immer geht's dem Kapitän zu langsam, mit aller Kraft will er die Jubeltraube in die eigene Hälfte schieben, Teil 4.
Fischer hat aufgegeben und ist als vorderster Spieler der Jubeltraube am Weg zurück in die eigene Spielhälfte, Teil 5.

Der Blick nach vorne: Zu Gast in Israel & in Tirol

Bevor mit dem WAC zum Abschluss der Herbstsaison eine Mannschaft nach Wien-Favoriten kommt, die zuletzt vier Spiele in Folge verloren hat und nun noch auf Red Bull Salzburg trifft, warten auf die Austria zwei Mannschaften, die sehr gut in Form sind:

  • Hapoel Be’er Sheva hat seit dem Gastspiel in Wien am 8. September von elf Spielen nur ein einziges verloren, nämlich knapp gegen Villarreal, gegen das in der Vorwoche aber auch ein Remis geholt wurde. Die Israelis sind gut in Form, in der Liga bereits auf Platz 3, wobei am Montag der Zweite Maccabi Tel-Aviv zuhause 2:0 geschlagen werden konnte.
  • Still und heimlich hat sich auch die WSG Tirol in den letzten Wochen nach oben gearbeitet und liegt aktuell auf Platz 4 der Bundesliga, in der zuletzt drei Siege in Folge gefeiert wurden. Auswärtssiege in Pasching, Hartberg und Klagenfurt waren beachtliche Ausrufezeichen der Silberberger-Elf. Gegen Rapid wurde im Oktober hingegen gleich zwei Mal klar verloren und neun Gegentore kassiert.

Emotion pur: Beim 2:1-Siegestreffer gegen den SCR Altach hatte Mandi Fischer keine Eile, sondern musste den jubelnden Dominik Fitz erst einmal erwischen, wie auch Tabakovic und Drame dahinter.

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