Fanprojekt: “violettes Niederösterreich”

[dropcap]R[/dropcap]einhard, du bist Initiator des Projektes „violettes Niederösterreich“. Zum Einstieg: Was können sich die Leser darunter vorstellen?

Das Projekt „violettes Niederösterreich“ soll vor allem für Kinder und Jugendlichen aus ganz NÖ die Möglichkeit bieten, bei Heimspielen der Austria in der Generali-Arena dabei sein zu können. 

Wie kam es zu dieser Idee?

Eigentlich ist dieses Projekt eine Fortsetzung des NÖ-Fanbusses aus 2008. Damals entstand im violetten Freundeskreis die Überlegung, eine möglichst gute Anreise zu Heimspielen zu haben. Ich komme selbst aus dem westlichen Niederösterreich, und mit dem Auto eine Stunde anzureisen, um dann erst keinen Parkplatz in der Nähe zu finden, hielt doch einige Leute immer wieder vom Stadionbesuch ab.

Wie lief das Projekt damals ab?

Ich habe mich mit dem damaligen Fanbetreuer Martin S. zusammengesetzt und wir haben darüber gesprochen. Aus einem losen Gespräch wurde ein Pilotversuch, aus dem Pilotversuch wurden in Summe ca. Busfahrten, wo allein die Hin- und Retourfahrten oft einmalige Erlebnisse waren *lacht*.

SC St. Pölten

Das interessiert uns jetzt. Erlebnisse weil?

Ein Spiel verfolgten wir per Telefon- und SMS-Livestream im Bus. Der Stau machte eine Anreise zum Stadion zunichte. Ich weiß nur mehr, dass wir gewonnen haben und eine sehr ausgelassene Stimmung herrschte. Die Eröffnung der Ost-Tribüne gegen Dortmund bleibt auch in Erinnerung, da wir etliche Dortmund-Fans mit im Bus hatten – es war eine großartige gemeinsame Fahrt, ohne Reibereien und Zwischenfälle – ein tolles Beispiel, wie man als Fan miteinander umzugehen hat.

Wie erfolgreich bewertest du das Projekt damals im Nachhinein betrachtet?

Sehr erfolgreich. Und zwar aus zwei Sichtweisen. Einerseits wegen der Teilnehmer. Es waren etliche Jugendliche dabei, sie ohne diesen Bus nicht ins Stadion gekommen wären. Durch die Sicherheit des Hin- und Rücktransportes mit dem Bus gaben uns auch die Eltern das Vertrauen, hier die Kids mitfahren zu
lassen. Und bei 2 Partien brauchten wir sogar einen zweiten Bus, da der Andrang so groß war. 

Zum anderen, weil durch diese Fahrten auch schöne Freundschaften entstanden sind und man sich auch heute, wenn man sich auf den Tribünen der Generali-Arena trifft, gern über diese Zeit unterhält.

Und jetzt gibt es quasi eine Neuauflage?

Jein. Wir haben uns damals nur an Einzelpersonen ausgerichtet und das Angebot mit diversen Einstiegsstellen dementsprechend gestaltet. Das jetzige Projekt „violettes Niederösterreich“ richtet sich primär an Fußballvereine und deren Jugendabteilungen. Es ist für einen kleinen Verein vom Land immer Erlebnis, in ein „richtiges“ Stadion zu fahren, um dort Bundesliga-Fußball zu sehen. Mit dem Abstieg des SKN St. Pölten ist aus dem westlichen Niederösterreich die nächste Bundesliga-Stadion entweder Linz oder Wien.

 

SV Karlstetten

Wie kam das neue Projekt ins Rollen?

Ich vertrete die Ansicht, dass in Österreich schon genug genörgelt wird. Die geringe Stadionauslastung ist auch mir immer wieder ein Dorn im Auge. Aber wenn man da etwas in die positive Richtung bewegen will, dann hilft nur machen. Einfach machen.
Ich habe ein Konzept zusammengeschrieben, das dem Verein übermittelt. Dann habe ich mit Josef (Hafiz, Fanbetreuer) gesprochen, und ein Schritt führte zum nächsten. Nach Abklärungen mit dem Verein habe ich Kontakt mit den umliegenden Vereinen aufgenommen. Und mittlerweile sind trotz Corona und den ganzen Schwierigkeiten damit schon 4 Vereine mit dem kompletten Nachwuchs zu Gast gewesen und ich bin mir sicher, dass wir einige von den Kids wieder im Stadion sehen werden.

Wir konnten den Besuchern bislang jedes Mal einige Highlights abseits vom Spiel anbieten. Ob das eine Begrüßung von Sportdirektor Manuel Ortlechner, ein Meet & Greet mit Markus Suttner oder diverse Goodies und Fanshop-Gutscheine waren, die Aktion fand bisher ausschließlich positiven Anklang.

Wie erfolgt die Finanzierung dieses Projektes?

Eine spannende Frage, welche ich etwas ausführlicher beantworten möchte. Ich bin der Meinung, dass man viele gute Projekte sofort umsetzen kann, wenn man nur das erforderliche Kleingeld dafür hat. Das ist leicht. Da brauche ich nur sagen „Wir machen das, das und das.“. Da wir alle wissen, wie es finanziell um unsere Austria steht, fiel diese Option weg. Ehrlich gesagt, ist es auch nicht meine Idee, durch Geldausgeben etwas zu erreichen. Der Reiz eines Projektes besteht darin, aus sehr bescheidenen oder gar keinen Mitteln etwas herauszuholen.

Wir vergessen oft, welch großartige Sachen ohne Geld möglich sind, wenn nur der Wille da ist. Das Konzept ausarbeiten, Gespräche mit den Verantwortlichen führen, Vereine anschreiben und durchtelefonieren, Busangebote einholen, Planungen für den Spieltag machen. Das kostet Zeit, aber kein Geld.

Natürlich wäre es schön, wenn der Verein alle Kosten übernehmen könnte und alles aus der Portokasse bezahlen kann. Wenn man aber mit wenig bis gar keinen Mitteln das Projekt trotzdem durchführt, ist es aber vor allem emotional wertvoller und gibt jedem, der hier mitarbeitet, ein ungleich motivierenderes Gefühl – eventuell auch für Nachfolgeprojekte *lacht*

SC Markersdorf

Gibt es die Möglichkeit, als „normales Veilchen“ dieses Projekt zu unterstützen?

Möglichkeiten gibt es immer – wenn man es will. Wir denken Buspatenschaften an, man kann bei der Ausstattung der Teilnehmer mit Austria-Goodies helfen und natürlich auch bei der ganzen Organisation. Ich bin für alle Vorschläge und jede Unterstützung, in organisatorischer als auch finanzieller Hinsicht, sehr dankbar.

Abschließend: Was muss man tun, um als Verein dabei zu sein?

Man muss angerufen werden *lacht*. Nein, im Ernst, einfach bei mir oder beim Verein melden (die Kontaktdaten findet ihr am Ende des Interviews). Danach organisieren wir von der Ausstellung und Übermittlung der Tickets über Fanshop-Gutscheine, eventuell ein Treffen mit Spielern samt Fotomöglichkeiten bis zum Busparkplatz direkt vor der Arena alles. Ein Rundum-Sorglos-Paket quasi.

Hier einige Stimmen von den bisherigen Teilnehmern der Aktion „Violettes Niederösterreich“

 

Als Jungendleiter unseres Vereines war ich begeistert, als ich angerufen wurde. Unserem gesamten Nachwuchs wurde ein tolles Erlebnis organisiert, welches für viele Jungs noch lange in guter Erinnerung sein wird. Manuel B.

Ich war zum ersten mal in einem richtigen Stadion und mir hat es super gefallen! Ich hoffe, wir kommen bald wieder hierher! Christoph S., 8 Jahre

Fußballbegeistert sind bei uns eher die Männer. Meinen beiden Jungs hat der Vereinsausflug zur Austria super gut gefallen. Und ich muss sagen, im Stadion zu sein, das gefällt sogar mir sehr gut. Sarah F., Mama von Leon & Fabian

Toll, dass sich Kapitän Markus Suttner die Zeit für Autogramme und Fotos genommen hat! Max R., 12 Jahre

Kontakt

Wenn ihr das Busprojekt unterstützen wollt oder selbst einen Verein kennt, der gerne die Austria besuchen möchte, dann hinterlasst bitte einen Kommentar. 

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Antworten

  1. Ganz cooles Projekt. Genau so etwas brauchen wir, da bleiben bestimmt ein paar Fans hängen, über die austria wird gesprochen.

    Finanzierung passiert also größtenteils über die Teilnehmer, hab ich das so richtig verstanden? Du organisierst alles, suchst gute Angebote heraus, stellst den Tag mit dem Verein zusammen?

    1. Danke für das Lob!
      Ja so in etwa funktioniert die Finanzierung. Zu den regionalen Busunternehmen haben die Klubs meistens gute Kontakte, teilweise sind die auch Sponsor eines Vereins.
      Den Rest (vom Organisieren des Parkplatzes über die Tickets bishin zu einem optionalen Rahmenprogramm und der medialen Nachbereitung) übernehme ich mit Unterstützung der Austria. 🙂

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