Interview: Dominik Fitz

Liebe Veilchen, nach unserem ersten Interview mit Ziad El Sheiwi, haben wir diesmal ein Interview mit Dominik Fitz dem frisch gekrönten besten Spielmacher der ADMIRAL Bundesliga für euch! Da dies nur wenige Stunden nach dem Interview veröffentlicht wurde, konnte ich unserer Nummer 36 leider nicht zu dieser Ehrung gratulieren oder eine diesbezügliche Frage stellen. 

Jedenfalls ein herzliches Dankeschön an Dominik Fitz, unser dienstältestes Veilchen, für seine wertvolle Zeit und die vielen Antworten. Wir wünschen viel Spaß beim Lesen! 

Fitz mit Ex-Veilchen Blauensteiner in Klagenfurt.

Servus Dominik! Danke, dass du dir Zeit nimmst, um den Lesern von Verteilerkreis ein paar Einblicke zu ermöglichen. Zum Start: Wie geht es deinem Knöchel nach der Verletzung und den Problemen bei der Operation? Hast du noch Beschwerden oder ist alles sehr gut verheilt? Zuletzt warst du ja auch noch erkrankt.

Meinem Fuß geht es wieder gut und ich bin wieder zu 100% fit. Ich habe keine bleibenden Schäden von der Verbrennung erlitten und spüre davon eigentlich gar nichts mehr. Ich trainiere und spiele immer mit Tape am linken Knöchel, denn ohne Tape spüre ich da noch immer die Syndesmoseband-Verletzung ein bisschen [Syndesmosebandriss im Juni 2020 nach Foul von Toth im Spiel gegen die Admira, Rückkehr erst nach ca. einem halben Jahr].

Wann merkt man, dass man extremes Talent hat und nicht nur Profi wird, sondern auch das Zeug hat Spiele zu entscheiden?

Ich glaube das ist bei jedem Spieler schwer einzuschätzen, wenn man gerade erst zur Kampfmannschaft kommt, weil die Nervosität normal bei den meisten überwiegt. Ich habe einige Male ein paar Minuten gespielt, aber dann unter Trainer Ilzer schon von Beginn weg und habe in meinem zweiten Spiel [2019/20, 3. Runde gegen Mattersburg] gleich ein Tor und zwei Assists gemacht. Da habe ich gemerkt, dass da was geht und dass man sich nicht verstecken braucht oder nervös sein muss, wenn man sich auf sich selbst konzentriert und den Fokus richtig gesetzt hat. Da war ich mir dann sicher, dass ich Spiele entscheiden kann, wenn ich 100% auf den Platz bringe. Das ist mir das eine oder andere Mal auch gelungen, aber noch zu wenig aus meiner Sicht.

Was war dein bestes und dein wichtigstes Spiel?

Das wichtigste Spiel war das vorletzte Saisonspiel gegen Austria Klagenfurt als ich das Siegestor erzielt habe. Es gab zwar viele wichtige Spiele seit ich bei den Profis bin, auch viele Derbies, aber damals war die Euphorie sehr groß und das Spiel war schließlich sehr wichtig dafür, dass wir am Ende am dritten Platz gestanden sind.

Mein bestes Spiel müsste das 5:1 gegen Mattersburg gewesen sein, was komischerweise auch meine erste Partie in der Startelf damals in dem Jahr war. Ich war noch recht jung, habe mich da gut gefühlt und eine super Leistung gebracht.

Jubel nach dem Treffer in Klagenfurt.
Und ein Dankeschön an den Assistgeber Demaku.

Wie geht man damit um, wenn man als kommender Star, zumindest für österreichische Verhältnisse, gehandelt wird und wo lagen deiner Meinung nach die Gründe, warum nicht so recht Konstanz in die Leistungen kam bzw. auch die Einsatzzeiten wieder weniger wurden?

Es hat eine Zeit gegeben, in der ich immer wieder verletzt oder krank war und wenig gespielt habe. Davor war ich auf einem guten Weg, aber dann kam die Syndesmoseband-Verletzung und ich habe gemerkt, dass nicht immer alles so läuft wie man es sich vorstellt. Das sind die Momente, wo es wichtig ist, dass man wieder zurückkommt und wieder zur alten Leistung findet.

Ich habe damals vor der Verletzung unter Trainer Ilzer eine gute Saison gespielt und war Stammspieler. Nach der langen Verletzung [fünf Monate], dann schon unter Trainer Stöger, habe ich eine Zeit lang gebraucht und bin erst später eingestiegen. Ich habe aber trotzdem noch sieben Saisontore gemacht als ich dann drin war. Das war eigentlich sehr okay. Als Manfred Schmid gekommen ist, hatte ich am Anfang viele Probleme mit den Impfungen und war immer wieder krank danach. Da habe ich jeden zweiten Monat für zwei Wochen gefehlt und da ist es für mich schwer die Konstanz reinzubekommen, die ich mir wünsche. Ich bin immer wieder ausgefallen und musste immer wieder von neu beginnen, dass ich wieder in den Fitnessbereich vor meiner Krankheit komme.

Mit Trainer Manfred Schmid, ging eine seltsame und zugleich spannende Saison für dich zu Ende:

  • Anfangs waren die Leistungen wohl nicht ideal und du hast teilweise sogar bei den Violets gespielt.
  • In der Wintervorbereitung dürftest du dich sehr reingehaut haben.
  • Dann kam die Verletzung am Knöchel samt Problemen bei der OP.
  • Gleich nach dem Comeback dann die Vertragsverlängerung für 4 Jahre bis 2026.
  • Im Saisonfinish konntest du dann mit sehr guten Leistungen und Scorerpunkten aufzeigen.

Ist das alles so ungefähr korrekt dargestellt und woher kam nach dem durchwachsenen Herbst bzw. während der Verletzungsphase das Vertrauen, bei der Austria nochmal durchzustarten und einen langfristigen Vertrag zu unterschreiben?

Ja, das stimmt alles absolut. Ich habe meinen Vertrag vorzeitig verlängert, obwohl ich nicht nur bis Sommer gebunden war, sondern noch ein weiteres Jahr [bis 2023]. Manuel Ortlechner ist an mich herangetreten und hat gemeint, dass er mich unbedingt langfristig hier behalten will. Ich kenne ihn ja schon lange, wir haben sogar früher noch zusammengespielt, und er kennt meine Stärken und Schwächen. Ich fühle mich sehr geehrt, wenn der Sportdirektor von Austria Wien zu mir kommt und eineinhalb Jahre vor Vertragsende sagt, dass ich verlängern soll. Da ist es für mich eine klare Sache, dass ich hier bleibe. Ich bin mittlerweile seit 16 Jahren bei der Austria. Das ist mein Verein und es war für mich klar, dass ich hier verlängere.

Was hast du an deiner Einstellung oder deinem Blick auf Fußball anpassen müssen in den vergangenen Jahren? War dieser Winter sowas wie deine letzte Chance?

Im Fußball geht es immer richtig schnell und ich bin mittlerweile auch kein 18-jähriger mehr der den Schädel hängen lässt, wenn etwas nicht so funktioniert wie es sein sollte. Ich habe einfach weitergemacht und versucht den Trainer zu überzeugen, dass er mich wieder hinzunimmt. Im Endeffekt habe ich das Vertrauen erhalten, dass ich wieder ein paar Minuten bekomme und ich glaube, ich habe es gut an den ganzen Verein zurückgeben können. Das ist mir das Wichtigste.

Auch gegen Sturm Graz gelang ein Treffer zum 3:1.
Gefeiert wurde mit dem Betreuerteam.

Was ist deine Erwartung für die kommende Saison für die Austria?

Wir haben Neuzugänge geholt, die uns sicher sehr gut weiterhelfen können. Aber wir haben auch sehr wichtige Spieler verloren. Spieler auf die man jede Partie zählen konnte. Auf der einen Seite ist es schade, dass diese Spieler nun weg sind, auf der anderen Seite sind die Spieler, die gekommen sind, richtig gut und wir müssen schauen, dass wir so schnell wie möglich als Mannschaft zusammenwachsen. Wir haben bis jetzt drei, vier Wochen gemeinsam verbracht und ich hoffe, dass wir gleich von Anfang an gut harmonieren. Dann ist wieder viel möglich!

Wir haben letztes Jahr nicht viel von der Saison erwartet, aber heuer ist die Erwartungshaltung auch von den Spielern höher als letztes Jahr. Wir haben noch nicht besprochen was unsere Ziele sind, aber ich denke, dass die Top-4 schon realistisch wären. Wenn wir das ganze Jahr über Gas geben, trotz englischer Wochen, alle fit bleiben und alle alles reinhauen – und da brauchen wir nicht 11 Leute, sondern den ganzen Kader, dann werden wir auch international unsere Siege einfahren, da bin ich mir sicher.

Wie siehst du den Kampf um den Startplatz im OM? Grünwald hat den Verein ja verlassen, Fischer hat in der Vorbereitung immer wieder dort gespielt und mit Jukic wird ein weiterer Spieler, der im Zentrum spielen könnte, derzeit auf dem Flügel eingesetzt.

So wie es im Moment aussieht, denke ich nicht, dass ich einen Stammplatz habe. Ich haue aber im Training alles rein, gebe alles und trainiere glaube ich relativ gut. Der Trainer hat mir gesagt, dass er sehen will, dass ich Gas gebe und das mache ich auch. So wie es derzeit aussieht, glaube ich aber nicht, dass es schon für einen Stammplatz reicht. Wir haben auch andere gute Spieler, die auch meine Position spielen und da ist es klar, dass ich mir das erarbeiten muss.

Eine Legende verlässt den Platz und Fitz gratuliert.
Nur 2 Minuten später konnte bereits der Assist für Keles zum 4:1 bejubelt werden.

Du bist nun mit Respektabstand dienstältestes Veilchen (seit 2006 beim FAK, danach kommen Wustinger 2010 und Kos 2012) und auch noch langfristig gebunden. Was bedeutet das für die Jahre bis (zumindest) 2026 bei der Austria oder die Ziele für die weitere Karriere? Bist du eher einer der sich in Richtung Legende oder Kapitän entwickeln möchte, sagen wir alá Alexander Grünwald, oder würdest du eine Karriere im Ausland anstreben?

Das kann ich jetzt so noch nicht sagen, denn das kommt immer darauf an, was in den nächsten Jahren passiert. Ich werde immer Austrianer sein, das steht außer Frage, aber natürlich sind beide Wege attraktiv. Im Ausland kommt es immer darauf an wohin. Die 2. Bundesliga in Deutschland ist zum Beispiel eher nicht mein Spiel, da würde ich eher nicht hingehen. Man muss schauen was die Zeit bringt.

Gibt es noch etwas das du deinen Fans bzw. den Fans der Austria Wien mitgeben möchtest für die neue Saison oder ganz generell?

Wir sind alle Fans von Austria Wien. Ich spiele jetzt drei, vier Jahre bei den Profis und ich muss sagen, dass ich so etwas wie diese Saison noch nie erlebt habe. Es war unglaublich, etwa am Schluss die ganze Euphorie! Wenn die Fans nächste Saison wieder so ins Stadion strömen wie am Schluss der Saison oder generell seit dem Winter, dann hilft uns das am Feld extrem. Die gute Stimmung im Stadion führt auch zu einer guten Stimmung in der Mannschaft und ich glaube, dass wir das brauchen. Wenn wieder so viele Fans kommen wie letztes Jahr, dann werden wir wieder einige Siege zurückgeben können.

Nun die letzte Frage, die du auch gerne auslassen kannst, falls du nicht darüber sprechen möchtest. Es gab damals ja großes Gerede bei der Freistoßaktion mit Suttner, als ihr beide den Ball wolltet und du sie dem Kapitän nicht übergeben hast. Am Ende hast du ihn mit einem tollen Schuss selbst direkt ins Tor versenkt (11.05.2021, 43. Minute in der 30. Runde gegen Hartberg). Wie ist das aufgearbeitet worden?

Sutti ist einer der größten Profis und Sportsmänner, die ich in meinem Leben je getroffen habe. Ja, wir haben miteinander am Feld kurz diskutiert und ich habe größten Respekt vor ihm. In der Halbzeit haben wir das aber beide untereinander schon wieder klären können. Da ist wirklich viel mehr daraus gemacht worden als da eigentlich war.

Nach dem Schlusspfiff in Graz und dem fixierten Platz 3 brach kollektiver Jubel aus.

Das nächste Verteilerkreis-Interview wird mit Manfred Fischer sein. 

Wenn euch spannende Fragen auf dem Herzen liegen, dann hinterlasst uns einen Kommentar. 

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Antworten

  1. Super Interview, vielen Dank! Ein paar Dinge sind immer wieder neu und interessant (2. Deutsche Liga zB). Auf jeden Fall ist Fitzi ein typischer Austrianer und Schlitzohr. Vom Können steckt er zB Fischer sicher in die Tasche, über kurz oder lang wird er (hoffentlich) wieder in der Startformation stehen, denn das würde bedeuten, dass er eben auch “Gas gegeben” hat.

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