Vorbericht: Runde 24 – DERBY (A)

[dropcap]H[/dropcap]ätte beim Start von verteilerkreis.at am 11. Februar jemand gesagt, dass die Austria-Kampfmannschaft ab dann fünf Spiele in Folge ungeschlagen bleiben wird, hätte das wohl jedes Veilchen liebend gerne so genommen. Hätte man dann noch hinzugefügt, dass all diese Spiele auch gewonnen werden, wäre es endgültig unglaubwürdig geworden – denn beim Start von verteilerkreis.at hatte die Austria gerade einmal vier Saisonsiege, davon kein einziges Mal zwei oder mehr am Stück.

Inzwischen sind es fünf in Folge. 15 Punkte, neun geschossene Tore, nur zwei bekommene, erst ein Mal in Rückstand gewesen.

Der sechste Sieg in Folge wäre ein besonders wichtiger – denn nun steht das 335. Wiener Derby an! Am Sonntag (20. März, 17 Uhr) gastiert die Austria in Hütteldorf beim grün-weißen Erzrivalen.

Kaderupdate

Die guten Nachrichten vorweg: Lukas Mühl ist nach seiner Gelb-Sperre wieder spielberechtigt, Manfred Fischer, Leo Ivkic (beide nach Erkrankung) und Aleks Jukic (nach Verletzung) sind im Laufe der Woche ebenso wieder in das Training eingestiegen wie der zuletzt angeschlagene Martin Pecar. Hinter der Matchfitness von Jukic steht noch ein kleines Fragezeichen, wie auch beim verletzt gewesenen Romeo Vucic.

Verzichten muss das Austria-Trainerteam noch auf Routinier Georg Teigl, sowie die Youngsters Ziad El Sheiwi, Florian Wustinger, Anouar El Moukhantir und Esad Bejic. Somit ergeben sich für das Wiener Derby drei Überlegungen hinsichtlich der FAK-Startelf:

  • Fest steht, dass Mühl und Fischer in die Startelf zurückkehren werden. Bei Jukic scheint eine Rolle als Joker wahrscheinlicher.
  • Rapids robuste, kopfballstarke Doppelspitze Druijf/Zimmermann macht eine Umstellung auf eine 5-3-2-Formation überlegenswert. Dann hätten die zuletzt starken Mühl, Handl UND Galvão einen Platz am Spielfeld, dafür müssten sowohl Keles als auch Grünwald weichen – was sie sich aufgrund ihrer letzten Leistungen mitsamt Toren nicht verdient hätten.
  • Wahrscheinlicher scheint das (etwas umgewandelte) Motto “Never change a winning system” und zum sechsten Mal in Folge eine 4-2-3-1-Formation. In dieser würde Mühl wohl Handl ersetzen. Für Fischer müsste einer aus dem Trio Keles/Grünwald/Huskovic Platz machen.

Manfred Schmid hat also die Qual der Wahl. Er selbst wird die Entscheidungen treffen – deren Auswirkungen wird er aber wohl nicht vor Ort sehen können. Am Montag wurde der FAK-Coach positiv auf COVID-19 getestet. Am Samstag könnte er erstmals versuchen sich aus der Quarantäne freizutesten, allerdings nur wenn seine Symptome rasch enden. Wahrscheinlicher scheint, dass das Duo Sekerlioglu/McCormick den Sieg in der Südstadt wiederholen soll.

Grünwald und Braunöder: sie standen im Frühjahr in jedem Spiel in der Startelf und oft positiv im Mittelpunkt.

Ausgangslage

Der Fünfte empfängt den Zweiten, Rapid hat zuletzt drei Spiele in Folge gewonnen, die Austria bekanntlich fünf. Die Vorzeichen für ein spannendes Derby stehen gut – nicht zuletzt, weil es das erste Wiener Derby im Play-Off ist!

Apropos Play-Off: dort geht es nach der Punkteteilung schnelllebig zu und kaum eine Runde wird vergehen, ohne dass Teams einander überholen, mit Ausnahme von Salzburg. Für die Austria war diese Dynamik zuletzt positiv – und plötzlich geht man als Zweiter ins Derby.

Umgekehrt kann es genauso schnell in die andere Richtung gehen. Der Derbysieger wird in der Tabelle die Nummer 1 von Wien sein, bei einem Unentschieden bleibt es die Austria. Sturm und WAC könnten die Austria überholen, sollte das Derby nicht gewonnen werden, einzig Austria Klagenfurt bleibt nach dieser Runde definitiv hinter den Veilchen, die die 24. Runde somit bestenfalls als Zweiter und schlechtestenfalls als Fünfter beenden werden.

Und noch eine Ausgangslage ist bekannt: die Austria-Kampfmannschaft ist im Allianz-Stadion bisher ungeschlagen, Rapid konnte bisher nur mit der zweiten Mannschaft ein Derby in ihrem (gar nicht mehr so) neuen Stadion gewinnen.

Fest steht: So ein Derby gab es schon lange nicht mehr! Beide Teams sind gut drauf, das Stadion wird voll sein, der Sieger liegt in der Tabelle vor dem Erzrivalen. Also alles angerichtet für ein langweiliges Unentschieden, wie zuletzt in so vielen Derbys?

An dieser Stelle möchte ich mich noch einmal ausdrücklich für eure großartige Unterstützung bedanken. Unsere Mannschaft hat euren Rückhalt in den letzten Wochen extrem gespürt, ihr habt uns in die Meistergruppe und zum Sieg gegen den WAC getragen. Ich freue mich schon jetzt darauf, euch bald alle wieder in unserem Stadion zu sehen.
Manfred Schmid auf der Vereinswebsite nach seinem positiven Corona-Test

Rahmenbedingungen

Auch die Rahmenbedingungen sprechen für ein ansehnliches Derby. Sonnenschein und Temperaturen rund um 10 Grad Celsius sind ein gutes Fußballwetter, wenngleich die Sonne zu Beginn der zweiten Halbzeit untergehen wird. Ein Flutlichtspiel wartet auf die Erzrivalen.

Das Allianz-Stadion wird sehr gut gefüllt sein. Über 23.000 Karten waren bis Donnerstag weg, davon knapp 2.000 im Gästesektor, für den noch am Freitag (10-18 Uhr) und Samstag (9-13 Uhr) im Fanshop der Generali-Arena ein Ticket um 20 Euro erworben werden kann. Nachdem in Österreich derzeit rund 450.000 Menschen in Quarantäne sind, werden auch im Allianz-Stadion kurzfristig einige Sitzplätze frei bleiben. Corona-Regeln gibt es aber keine mehr.

Schiedsrichter des Spiels ist Manuel Schüttengruber. Der 38-Jährige gehört zwar zu den erfahrensten Referees des Landes (seit 2010 154 Einsätze in der Bundesliga, 84 in der zweiten Liga, 75 international), aber es ist erst sein zweites Wiener Derby (1:1-Remis im Happel-Stadion am 12.2.2017). Bei den Veilchen war der Oberösterreicher bereits 44 Mal im Einsatz (19-13-12), zuletzt im November beim 2:1-Heimsieg gegen Sturm Graz. Schüttengrubers Assistenten sind Roland Brandner (Westtribüne), Clemens Schüttengruber (Bruder von Manuel, Osttribüne), Christian-Petru Ciochirca (4. Offizieller), René Eisner (VAR) und Michael Obritzberger (A-VAR).

Analyse: Rapid Wien

Es könnte alles auch ganz anders sein. Ferdinand Feldhofer war im vergangenen Sommer zu einem Hearing für den Job als neuer Austria-Trainer in der Generali-Arena. Der Rest der Geschichte ist bekannt: er kam nicht in die Endauswahl, in der dann die Wahl auf Manfred Schmid fiel, einige Monate später ersetzte Feldhofer in Hütteldorf Kühbauer.

Seitdem hatte der frühere Innenverteidiger turbulente Wochen: Auswärtssieg in Genk und damit ein internationales Überwintern, in der Bundesliga viele Entscheidungsspiele und das Erreichen der Top 6, zugleich ist Rapid aber wie die Austria im ÖFB-Cup und in der UEFA Conference League jeweils als Favorit ausgeschieden. Was für die Austria Kapfenberg und Breidablik waren, waren für den Erzrivialen Hartberg und Vitesse Arnheim.

Gewiss ist aber immer mehr eine Feldhofer-Handschrift erkennbar. Rapid spielt gegen den Ball intensiver und mutiger als unter Kühbauer, ein schnelles Umschaltspiel zeichnet die Hütteldorfer aus, mit u.a. Grüll, Arase oder Schobesberger sind hierfür auch schnelle Spieler verfügbar, zumindest als Joker.

Die Struktur am Spielfeld ist ähnlich wie bei der Austria: eine 4-2-3-1-Formation, die phasenweise gegen den Ball zu einem 4-4-2 wird. Im Fokus standen dabei zuletzt die Eigenbauspieler Hedl (als souveräner Tormann) und Moormann (als linker Außenverteidiger), ebenso wie Zimmermann (als robuster Stürmer), der aus St. Pöltens Akademie stammt. Neuzugang Druijf agiert mehr als hängende Spitze, die Bälle sichert und verteilt, eine Etappe weiter hinten hat hierfür Robert Ljubicic eine Schlüsselrolle.

Und noch zwei Punkte haben die beiden Wiener Vereine gemein: erstens sind sie derzeit gut in Form, zweitens hat sich seit dem ersten Saisonderby im August (1:1) vieles verändert. Von den damals 22 Spielern zu Spielbeginn werden diesmal gleich 14 nicht mehr in der Startelf stehen – sei es wegen eines Abgangs (z.B. Kara, Fountas, Ullmann), wegen einer Verletzung (z.B. Teigl bzw. Greiml) oder weil sich seitdem starke Eigenbauspieler durchgesetzt haben (auf Kosten von z.B. Demaku, Fitz bzw. Grahovac).

Das Ziel ist ganz klar deklariert. Wir wollen einen Europacup-Platz erreichen. Wenn man in der Meistergruppe ist, will man nicht Sechster werden.
Matthias Braunöder nach dem Spiel gegen den WAC auf Sky Sport Austria

Die weiteren Spiele der Runde

Wenn am Samstag die SV Ried das Schlusslicht aus Altach empfängt, können sich Veilchen ebenso entspannt zurücklehnen wie beim Parallelspiel zwischen der WSG Tirol und der Admira. Erst am Sonntag, aber auch im unteren Play-Off, gastiert der LASK in Hartberg.

Spannender wird für die Austria der Blick zu den zwei weiteren Spielen im oberen Play-Off, jeweils bereits um 14:30 Uhr: wie schon im Cup-Halbfinale gastiert Salzburg in Wolfsberg, zudem empfängt Sturm Graz die Klagenfurter Austria.

Nach dieser 24. Runde geht die Bundesliga in eine zweiwöchige Länderspielpause. Anschließend (am 3. April) kommt Austria Klagenfurt in die Generali-Arena, bevor die Veilchen nach Graz müssen.

Wie schon in der Südstadt, wird der Auswärtssektor auch diesmal sehr gut gefüllt sein.

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Antworten

  1. Interessante Ausgangslage. Unsere Austria sehe ich defensiv stabiler, der Erzrivale wirkt offensiv gegenwärtig robuster. Für den erhofften Sieg müssen und werden wir uns gegenüber den letzten beiden Spielen steigern müssen. Der typisch violette Spielwitz eines Huskovic oder Braunöder sollte das Derby zu unserem Gunsten entscheiden. Was wir nicht brauchen: Neue Verletzte, zweifelhafte VAR-Entscheidungen und Stress auf den Rängen. X wäre logisch, aber für einen Auswärtssieg werden wir am Platz und in der Kurve alles geben.

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