Vorbericht: Runde 20 – Hartberg (H)

[dropcap]D[/dropcap]er TSV Hartberg hat wohl gute Erinnerungen an Auswärtsspiele in Wien – schließlich wurden beide, die es in dieser Saison bisher gab, gewonnen. Beide Male war man aber in Hütteldorf zu Gast. Die Austria möchte es besser als der Erzrivale machen und einen Sieg gegen die Steirer feiern, im Heimspiel der 20. Bundesliga-Runde am Samstag, 19. Februar, bekommt sie die Chance dazu.

Das Duell mit dem TSV ist nicht nur deshalb besonders, weil es die Richtung weisen wird, in welchem Play-Off die Austria ihren Frühling verbringen wird. Es ist obendrein die Rückkehr einer möglichst vollen Generali-Arena ohne Zuseherbeschränkungen und mit 3G (Impfung, Genesung oder ein maximal 48h alter PCR-Test) – und damit auch der organisierten Fanszene, die mit der 2G-Regel nicht in das Stadion durfte oder wollte.

Was für die einen eine Rückkehr ist, ist für andere ein Abschied: Ralf Muhr (ab sofort) und Pressesprecher Christoph Pflug (per Monatsende nach dem WAC-Heimspiel) verlassen die Veilchen nach jeweils über zwei Jahrzehnten. Auch steht das Spiel im Zeichen des Abschieds von Julio Morales, der im Laufe der Woche verstorben ist.

Kaderupdate

So kreativ Manfred Schmid aufgrund vieler Ausfälle in der Vorbereitung sein musste, so schwierig im positiven Sinne ist es inzwischen für ihn, eine Startelf zu finden. Lucas Galvão ist erstmals spielberechtigt und aufgrund dessen, dass es in Griechenland keine Winterpause gab, auch einsatzbereit, sowie ein Startelf-Thema. Marco Djuricin steht wieder im Mannschaftstraining und kehrt voraussichtlich in den Matchkader zurück, ebenso wie Can Keles. Eher noch nicht ausgehen wird sich das bei Vesel Demaku, der unter der Woche noch nicht im Training stand. Martin Pečar tat dies zwar, hat jedoch wenig Spielpraxis. Diese hat auch nicht Muharem Huskovic, der nach überstandener Verletzung aber dennoch wieder ein Thema werden könnte. Auch Filip Antovski und Tristan Hammond pausieren noch, Ziad El-Sheiwi ohnehin bis Sommer.

Für FAK-Coach Schmid ergeben sich somit drei Optionen:

  • Er könnte die selbe Startelf wie beim 2:0-Auswärtssieg in Altach auf das Feld schicken. Sowohl die 4-2-3-1-Formation als auch die aufgestellten Spieler gaben dort eine hervorragende Figur ab und hätten es sich verdient, erneut das Vertrauen zu bekommen. Galvão, Huskovic und Djuricin müssten dann aber auf der Bank Platz nehmen.
  • Er könnte die selbe Formation wie in Altach wählen, aber einzelne Positionen umbesetzen. Naheliegend wäre in der Innenverteidigung Galvão statt Handl, der in Altach als Rechtsfuß halblinks spielte, jedoch zu den stärksten Spielern gehörte und eine lautstarke Bewerbung für die Stammelf abgab. Zudem könnte Djuricin oder Huskovic statt Ohio stürmen, wohl aber noch nicht für 90 Minuten, weshalb es wahrscheinlicher scheint, dass Ohio beginnt und Djuricin oder Huskovic ihn als Joker in der zweiten Halbzeit ersetzen.
  • Oder Schmid könnte die Formation ändern. Mit Galvão wäre eine 5-3-2-Formation naheliegend. Dann müsste wohl Grünwald auf die Bank weichen und Jukic von seiner Flügelposition in Altach gegen die Hartberger in den Angriff neben Ohio, Huskovic oder Djuricin weichen. Eher unwahrscheinlich scheint eine 4-4-2-Formation, in der einzig Djuricin oder Huskovic Grünwald ersetzen und mit Ohio stürmen würde.

Fest steht jedenfalls, dass Schmid nach einigen mühsamen Wochen mit vielen Ausfällen wieder mehr Auswahl hat. Und auch steht fest, dass sich der 18-Mann-Kader gegenüber dem Gastspiel in Vorarlberg verändern wird. Kreiker und Vucic müssen wohl Galvão und Djuricin im Kader weichen und beim Heimspiel der Young Violets gegen den FAC ihr Bestes geben. Ivkic und Wustinger könnten sich auf dem Schleudersitz befinden, wenn auch Huskovic, Keles oder Pecar in den Matchkader rücken sollten.

Schmid hat die Qual der Wahl.

Ausgangslage

In der drittletzten Runde des Grunddurchgangs geht es beim Duell des Sechsten (die Austria mit 24 Punkten) gegen den Achten (die Hartberger mit 22 Punkten) definitiv nur um eines: den Einzug in die Meistergruppe! Bereits zu Beginn der Woche haben wir auf verteilerkreis.at ausführlich analysiert, wie die violetten Chancen hierfür stehen.

Das Duell mit dem TSV Hartberg ist das, was wohl gemeinhin als “Sechs-Punkte-Spiel” bezeichnet. Gewinnt die Austria, beendet sie den Durchgang wohl sehr wahrscheinlich vor Hartberg und auch im oberen Play-Off. Mit einer Niederlage würde die Austria die letzten zwei Runden wieder als Jäger statt als Gejagter verbringen und unter Zugzwang stehen. Gut für die Zuseher:innen ist, dass beiden Teams ein Unentschieden kaum weiterhilft, so viele Teams sich aktuell rund um den Play-Off-Strich befinden – das bedeutet: beide müssen auf Sieg spielen! Mit einem Unentschieden wäre aber zumindest die Austria bei Punktegleichheit nach dem Grunddurchgang vor dem TSV, weil das direkte Duell gewonnen wurde.

Die Veilchen sind in einem Heimspiel gegen den TSV Hartberg sicherlich Favorit, die Steirer aber nicht erst seit den zwei Auswärtssiegen in Hütteldorf (im Juli und im Februar) ein Gegner, der längst nicht mehr unterschätzt wird. Beim ersten Duell der Saison, im September, entwickelte sich ein packender Schlagabtausch mit einem 4:3-Auswärtssieg der Austria, die auch bereits im Sommer in den Play-Offs für die UEFA Conference League in Hartberg siegreich war (3:0).

So einen Puls hatte ich schon lange nicht mehr. Leicht haben wir uns das Leben heute nicht gemacht, aber ich bin stolz wie die Truppe läuft, kämpft und alles abruft. Das ist schon in Ordnung. Manfred Schmid nach dem 4:3-Sieg in Hartberg (26.9.2021) auf Sky

Rahmenbedingungen

Es ist noch nicht Frühling – auch, wenn das das Wetter vermuten ließe. Knapp zweistellig wird auch am Samstag die Temperatur werden, am Himmel wechseln einander Sonne und Wolken ab, jedenfalls ist am Rasen für bestes Fußballwetter gesorgt, auf der Tribüne mit der richtigen Jacke (und einer FFP2-Maske, die weiterhin verpflichtend ist) auch.

Mit der 3G-Regel darf die Generali-Arena so voll werden, wie es die Austria-Familie schafft. Für die Osttribüne gab es Donnerstag-Abend nur mehr rund 200 Restkarten, vor allem die beiden Längsseiten bieten spontanentschlossenen Veilchen aber noch reichlich Platz. Ungeimpfte, die auch nicht genesen sind, sollten am Freitag bis Mittag einen PCR-Test absolvieren, um in das Stadion zu können. Geimpfte und Genesene brauchen einen solchen Test nicht mehr.

Schiedsrichter des Spiels ist der Oberösterreicher Dieter Muckenhammer. Der 41-Jährige pfeift die Austria bereits zum 27. Mal, jedoch erstmals in dieser Saison. Mit elf Siegen, neun Remis und sechs Niederlagen hat die Austria unter seiner Leitung eine positive Bilanz, jedoch nicht bei seinen beiden letzten Austria-Spielen, unter anderem eben in Hartberg (10.2.2021 RBS 3:1 FAK; 31.10.2020 TSV 2:1 FAK). In der Generali-Arena war er zuletzt im Juni 2020 beim 1:0-Heimsieg gegen den damals noch aktiven SV Mattersburg. Muckenhammer wird assistiert von Stefan Kühr (Südtribüne), Andreas Zangerle (Nordtribüne) und Alain Sadikovski (4. Offizieller).

Analyse: TSV Hartberg

Längst hat sich der TSV Hartberg in der Bundesliga etabliert und vermeintlich größere Vereine oft geärgert – auch die Austria. Dementsprechend ist es nicht verwunderlich, dass die Südsteirer auch 2022 wieder an der Meistergruppe anklopfen. Dass in der Vorwoche zuhause gegen die Admira nur ein 1:1-Remis geholt wurde, war dabei wenig hilfreich. Der TSV kämpfte mit mehreren Corona-bedingten Ausfällen, die Leistung war nicht zufriedenstellend, die Admira deutlich näher am Sieg.

Mehrere zuletzt ausgefallene Spieler kehren beim Gastspiel in Wien-Favoriten aber wieder zurück, darunter auch Stammtorhüter Rene Swete, der gegen die Austria sein Comeback feiern wird. Einzig Raphael Sallinger (Ersatztormann) und Mario Kröpfl (Routinier im Mittelfeld) fallen weiterhin aus.

Kurt Russ stellt seine Mannschaft taktisch und in der Formation flexibel auf, zuletzt mit einer 4er-Kette, entweder in einem 4-2-3-1 oder in einem 4-4-1-1. Dabei trauen sich die Steirer auch im Spielaufbau riskante, spielerische Lösungen zu und zeigen sich regelmäßig pressingresistent. Die Defensive steht höher als bei vielen anderen Mannschaften, die in der Generali-Arena zu Gast sind. Offensiv sind viele schnelle Spieler für Konter gefährlich. Dazu zählt auch Ex-Veilchen Dario Tadic, dessen Torgefahr die Austria-Defensive in den letzten Jahren nur zu gut kennengelernt hat. Der Austria-Familie aus vielen Duellen bekannt ist in der Offensive auch Donis Avdijaj, sowie in der Defensive Mario Sonnleitner. Ersterer ist am Samstag in der Startelf zu erwarten, die Routiniers Sonnleitner und Tadic eher als Joker.

Erstmals in der Bundesliga-Geschichte hat die Austria die letzten drei Duelle gegen Hartberg en suite gewonnen. Aber: Noch nie in dieser Saison hat die Austria zwei Spiele hintereinander gewonnen! Zumindest eine der beiden Serien wird am kommenden Samstag definitiv zu Ende gehen. 

Man hat gesehen, dass wir uns irrsinnig schwergetan haben. Wir haben dann die Zweikämpfe auch nicht angenommen, wie wir es gebraucht hätten. Wir haben zwar am Anfang ein oder zwei schöne Chancen gehabt. Wenn du dann mit einem Tor hinten bist, dann tut man sich einfach schwer. Heute war es ein richtiges Kampfspiel. Im Prinzip bin ich jetzt auch mit dem Punkt zufrieden nach dieser Leistung.Hartberg-Trainer Russ haderte nach dem 1:1 gegen die Admira in der Vorwoche auf Sky

Die weiteren Spiele der Runde

Gleich sechs Mannschaften kämpfen in den letzten drei Runden noch um das obere Play-Off – nur drei von ihnen werden es schaffen, aktuell trennen den Vierten Klagenfurt und den Neunten LASK nur fünf Punkte.

Dementsprechend hat nahezu jedes Spiel Einfluss auf die Austria. Am Samstag gastiert Play-Off-Konkurrent LASK bei der Admira, parallel empfangen die punktegleichen Rieder die WSG Tirol. Die violetten Daumen sind wohl für einen Heimsieg in der Südstadt und einen Tiroler Auswärtssieg gedrückt, mit Blick auf die Tabelle des Grunddurchgangs.

Am Sonntag hoffen Austrianer, dass dem SCR Altach in Klagenfurt eine Überraschung gelingt, womit die Austria mit einem Heimsieg gegen Hartberg die violetten Kärntner gar überholen könnte. Beim Duell zwischen dem SK Sturm und Austrias Erzrivalen wäre für die Veilchen ein Grazer Heimsieg willkommen, um auch in der Tabelle als Nummer 1 von Wien bestätigt zu sein.

Das Topspiel – Erster gegen Zweiter – steigt aber in Salzburg, wo der WAC zum einzigen Spiel der Runde zu Gast ist, das keinen Einfluss darauf hat, wo sich die Austria nach dem Grunddurchgang befinden wird.

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