Viel Glück, Orti!
„Ein, zwei Scheissjahre“ kündigte Manfred Schmid an, als er Austria-Trainer wurde. Das Zitat ist inzwischen legendär, auch wenn Schmid in seinen ersten zwölf Monaten selten…
„Ein, zwei Scheissjahre“ kündigte Manfred Schmid an, als er Austria-Trainer wurde. Das Zitat ist inzwischen legendär, auch wenn Schmid in seinen ersten zwölf Monaten selten…
„Ein, zwei Scheissjahre“ kündigte Manfred Schmid an, als er Austria-Trainer wurde. Das Zitat ist inzwischen legendär, auch wenn Schmid in seinen ersten zwölf Monaten selten recht mit seiner Prognose behielt. Ob diese im zweiten Jahr wahrer wird, liegt vor allem an den kommenden Wochen, denn die Austria muss etliche Weichen stellen, damit die Saison 2022/23 der abgelaufenen Spielzeit auch nur annähernd das Wasser reichen kann. Der Versuch einer Analyse und Einordnung eine Woche vor Trainingsstart.
Inzwischen liegt das violette Fußballfest – ein perfekter Austria-Nachmittag vor ausverkauftem Haus, mit einem souveränen Sieg gegen den Vizemeister und einem wunderschönen Abschied von zwei Austria-Legenden – über zwei Wochen zurück. Die spätestens dabei entstandene Euphorie rund um den neuen Weg der Veilchen ebbt aber weiterhin kaum ab. Durchaus zurecht, denn was der Austria in den letzten Monaten gelungen ist, ist beachtlich:
Berücksichtigt man, dass die Austria abseits des Spielfelds um ihr Überleben kämpft, die letzten Jahre so viele negative Schlagzeilen brachten wie noch selten in der 111-jährigen Geschichte, und vor der Saison das gesamte Trainerteam und wichtige Teile des Kaders neu formiert wurden, auch noch Pichler und Wimmer just zum Saisonstart gingen, ist die Saison 2021/22 ein noch größerer Erfolg - und vielleicht gar einer der größten der letzten Jahrzehnte, wenn man die Erwartungen, die Voraussetzungen und das schlussendliche Resultat abgleicht.
Doch so schön der Blick zurück auf 2021/22 ist: Noch wichtiger ist der Blick nach vorne auf 2022/23.
Vielleicht behält Manfred Schmid doch noch recht – und die kommende Saison wird ein „Scheissjahr“? Die Voraussetzungen dafür wären gegeben:
Unter diesen Voraussetzungen bekommt die Kaderplanung noch mehr Relevanz als ohnehin stets. Das Handy von Manuel Ortlechner erlebt wenig ruhige Minuten, sein Verhandlungsgeschick ist gefragt, denn trotz drei bis sechs Millionen Euro, die die UEFA im Herbst auf Austrias Konto überweisen wird, bleibt der finanzielle Rahmen sehr eng. Und damit sind wir beim Titel dieses Artikels: Ortlechner wird Glück brauchen! Er hat kaum Budget für Transfers, muss aber die Abgänge von Schlüsselspielern ersetzen und den Kader für englische Wochen breiter aufstellen. Da braucht es nicht nur Kreativität, sondern eben auch Glück und ein gutes Händchen. Vor einem Jahr hatte er dieses mit u.a. Mühl, Martins oder Fischer. So auch jetzt?
Haris Tabakovic hat in der 2. Liga eine unfassbare Torquote und bringt als Spielertyp neue Faktoren in unser Offensivspiel: Größe, Präsenz und Physis. Es waren auch viele andere Klubs aus Österreich an ihm dran, wir freuen uns, dass er sich für Austria Wien entschieden hat.
Manuel Ortlechner über den ersten Transfer des Sommers
James Holland passt sportlich und menschlich sehr gut in unser Teamgefüge und verkörpert alles, was ich mir auf der Position des zentralen, defensiven Mittelfeldspielers vorstelle.
Manfred Schmid über den zweiten Transfer des Sommers
Haris Tabakovic und James Holland werden Mitte Juni nach Wien übersiedeln und das Training unter Manfred Schmid aufnehmen. Das steht fest. Wer wird das noch tun? Auf den folgenden Positionen besteht Handlungsbedarf:
Tor
Auch wenn es noch nicht offiziell bestätigt ist: Patrick Pentz wird die Austria ablösefrei verlassen. Die Austria sieht nicht in Ammar Helac oder Mirko Kos die neue Nummer 1, sondern wird Ersatz verpflichten. Heinz Lindner wird dies nicht sein, er lehnte einen langfristigen FAK-Vertrag ab und wird im Ausland ein Mehrfaches von dem verdienen, was die Austria ihm anbot. Wunschkandidat ist Christian Früchtl. Der 22-Jährige ist Bayerns Ersatz für Manuel Neuer, würde aber diese Position aufgeben, um zur Austria zu wechseln. Dass das noch nicht passiert ist, liegt an den Vorstellungen des FC Bayern für eine Ablösesumme. Einigt man sich nicht, wird die Austria wohl in Österreich ihre neue Nummer 1 finden – wohl in Ried oder der Südstadt, auch wenn Samuel Sahin-Radlinger (29) und Andreas Leitner (28) sehr unterschiedliche Spielertypen sind, für Letzteren immerhin keine Ablöse fällig wäre.
Verteidigung
Rechts ist die Austria mit Martins, Teigl und Ivkic bestens gerüstet. Anders sieht dies links aus: El Sheiwi wird die Sommer-Vorbereitung aufgrund seines Kreuzbandrisses weiterhin verpassen, Antovski hat zwar seine Schambeinentzündung überstanden, überzeugte Manfred Schmid aber bisher nicht. Also wird auch hier ein Neuzugang nötig. Aufgrund des Österreicher-Topfes (max. sechs Legionäre im Matchkader, die Austria hat bereits fünf) geht der Blick eher in die Heimat statt ins Ausland. Da gibt es aber wenig (leistbare) Auswahl. Benjamin Böckle (19, Liefering) soll Wunschkandidat sein, aber auch Angebote aus Graz und Deutschland haben. Also bedarf es Kreativität: Lucas Galvao (in einer Vierer-) oder Manfred Fischer (in einer Fünferkette) könnten interne, nicht ganz optimale Lösungen sein. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass Philipp Wiesinger (28, LASK) aus Linz nach Wien übersiedeln könnte. Er könnte sowohl außen als auch innen spielen. Innen ist die erste Reihe mit Mühl und Galvao ebenso hervorragend aufgestellt wie mit Handl die B-Elf. Für die Kaderbreite braucht es aber – auch angesichts dessen, dass Esad Bejic noch lange fehlen wird – wohl noch einen Innenverteidiger. Das könnte intern Raphael Schifferl sein oder auch ein Spieler, der primär für links (z.B. Wiesinger) oder die Sechs verpflichtet wird, aber auch innen aushelfen kann.
Zentrales Mittelfeld
James Holland kehrt zurück, Florian Wustinger soll sich schrittweise in der Kampfmannschaft etablieren, bei Matthias Braunöder stehen die Zeichen auf einen Verbleib. Damit ist im zentralen Mittelfeld, in dem auch Fischer spielen kann, eine hervorragende Basis gelegt. Ein weiterer Spieler wird aber wohl allein schon für die Kaderbreite nötig sein. Bei Eric Martel ist ein Verbleib weiterhin nicht ganz ausgeschlossen, aber eher unrealistisch. Mit Julian Baumgartlinger (34) wurde zumindest vor einigen Wochen gesprochen. Peter Michorl (27) werden Abwanderungsgedanken aus Linz nachgesagt. Stefan Nutz (30) wurde zuletzt mehrfach mit der Austria in Verbindung gebracht. Bereits anderswo unterzeichnet haben Raphael Holzhauser und Michael Liendl, die ebenso nicht zurückkehren werden wie Zlatko Junuzovic.
Offensive
Nicht zuletzt durch die Rückkehr von Fitz (bereits seit einigen Wochen wieder fit und gut in Form), Teigl (in der Vorbereitung wieder dabei) und Huskovic (am Weg der Genesung), sowie die Verpflichtung von Tabakovic hat der FAK offensiv reichlich Optionen. Aber: in der Tabelle der geschossenen Tore 2021/22 lag die Austria nur auf Platz 6 bzw. 7 (ex aequo mit dem LASK). Djuricin ist mit neun Toren bester Torschütze, dahinter folgen drei Spieler mit je fünf Toren. Zum Vergleich: Bei Sturm haben die Top-Torschützen je 14, 13, 11 und 6 Tore erzielt. Auch deshalb hat Trainer Schmid zuletzt, als Tabakovic bereits längst unterzeichnet hatte, angekündigt, in der Offensive Handlungsbedarf zu sehen. Ein Kandidat ist Nikola Dovedan (27), von 2006 bis 2010 in der Austria-Akademie, und nach seinem Aus in Nürnberg ohne Verein. Für die langfristige Perspektive wird den Veilchen Interesse an Dominik Weixelbraun (18, LASK Amateure) und Manuel Polster (19, VfB Stuttgart II) nachgesagt. Ebenfalls 19 Jahre ist Martin Pecar jung, er bleibt voraussichtlich ein Veilchen, weil die Austria durch ihre Connection zu Oliver Glasner, den sowohl Ortlechner als auch Jürgen Werner gut kennen, eine wirtschaftlich sehr attraktive Kaufoption mit Eintracht Frankfurt ausgehandelt hat.
Eine geniale Saison 2021/22. Und nun aber sehr fordernde Vorzeichen der Saison 2022/23. Sportdirektor Ortlechner hat mit der Kaderplanung wohl das Lenkrad, um zu steuern, wie fordernd die kommende Spielzeit wirklich wird. Im Tor und in der linken Außenverteidigung besteht dringend Handlungsbedarf, im zentralen Mittelfeld, in der Offensive und auch in der Innenverteidigung könnten ebenso Neuzugänge kommen, sodass in der nächsten Woche wohl drei bis sechs Verpflichtungen zu erwarten sind. Parallel dazu werden Verhandlungen geführt, um 2023/24 auslaufende Verträge vorzeitig zu verlängern.
Auch Manfred Schmids und Manuel Ortlechners Verträge enden im Sommer 2023. Gelingt die kommende Saison auch nur halb so gut wie die abgelaufene, wird eine Verlängerung ihrer Arbeitspapiere eine Selbstverständlichkeit. Die Austria macht wieder Spaß – und das ist vor allem ihr Verdienst.
Wie siehst du das? Was sind deine Erwartungen an die Saison 2022/23? Welche Transfers siehst du dringend notwendig? Und in welchen Punkten widersprichst du der eben gelesenen Einschätzung? Kommentiere unterhalb!
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