Rückblick Runde 26: verkrampft, verkorkst, verloren
Das schlechteste Spiel 2023
Konnten wir in den letzten Runden des Grunddurchgangs meist wichtige Siege einfahren und wurden in den ersten drei Runden der Meistergruppe leider oft unter Wert geschlagen, musste nun die erste Niederlage im OPO bzw. die dritte Niederlage unter Michi Wimmer nach Austria Lustenau und Sturm Graz verzeichnet werden.
Dass es diesmal auch erstmals in einem Heimspiel nicht für Punkte gereicht hat, hat viele Gründe. Primär konnte die Sperre der zwei wichtigsten Offensivspieler nicht kompensiert werden und die Spielanlage auf gänzlich andere Spielertypen anzupassen scheiterte. Andererseits war man auch gar nicht so schlecht bzw. unterlegen, wie es phasenweise als Zuschauer aussah. Die Veilchen hatten mehr Spielanteile, mehr Chancen und quasi alle Statistiken gewonnen, aber damit gewinnt man leider nicht. Schließlich zerbrach die Spielidee vollends, als mit einem Dreifachtausch neue Kräfte ins Spiel gebracht werden sollten, diese jedoch weitgehend dabei versagten frischen Wind zu bringen.
Die Ausfälle und deren Effekt
Drei Spieler mussten neben den Langzeitverletzten für die Partie gegen Austria Klagenfurt passen: Dominik Fitz, Haris Tabakovic und Doron Leidner. Ihre Plätze nahmen Aleksandar Jukic, Nikola Dovedan und Manuel Polster ein.
Mit den Wechseln einher ging auch eine Umstellung auf das in den ersten Spielen unter Michi Wimmer praktizierte 3-4-3 mit Außenstürmern anstatt dem 3-4-1-2 mit einem Spielmacher. Dass neben dem Zielspieler und Zweikampfmaschine Tabakovic auch noch der absolute Kreativspieler Fitz fehlte, konnte schlicht nicht kompensiert werden. Dennoch bemühten sich die Veilchen redlich ihr Spiel durchzuziehen und kamen auch zu einigen Chancen, dennoch war alles im Endeffekt nicht zwingend genug und auch 2x Aluminium half nicht gerade dabei Selbstvertrauen in der neuen Formation zu finden.
Im Endeffekt war Dovedan überhaupt kein Ersatz für Tabakovic und konnte kaum im Gefahrenbereich angespielt werden. Auch bei langen Bällen war im Vergleich viel weniger zu holen, wenn man den zweitgrößten Spieler des Kaders (1,94m – nach Handl) gegen den zweitkleinsten Spieler (1,72m – nach Dramé) tauscht. Tabakovic fehlte auch beim Pressing und den Zweikämpfen im Mittelfeld, was wiederum mehr Druck auf die Abwehrreihe ausübte, da die Klagenfurter phasenweise recht unbedrängt durch das Mittelfeld spielen konnten.
Polster kann Leidner zwar mit anderen Attributen ersetzen und war durch enorme Laufintensität gut in das Spiel eingebunden. Die zweitmeisten Ballaktionen (86, nach Martins) und die meisten erfolgreichen Dribblings zeigen, dass das schnelle Spiel über links durchaus Matchplan gewesen ist. Leider fehlt aber im Vergleich zu Leidner einiges an defensiver Stabilität bzw. Abgebrühtheit und so verschuldete Polster zum wiederholten Male einen Elfmeter – ohne den man wohl nicht punktelos geblieben wäre.
Als dritte Position musste noch der absolute Spielmacher und kreative Führungsspieler Fitz durch Jukic ersetzt werden. Für Jukic war das dreifach schwierig, denn einerseits hatte er nicht den gewohnten Zielspieler Tabakovic als Partner und andererseits war die ganze Offensive durch die Umstellungen ziemlich gehemmt. Schließlich musste Jukic auch noch auf dem linken Flügel spielen, was nicht seine bevorzugte Position ist. Er konnte durch Läufe in die Tiefe einige Torszenen erzwingen und war schließlich in 65 Minuten Einsatzzeit für die Hälfte des xG-Wertes verantwortlich, aber leider eben ohne Torerfolg. Hätte er eine oder zwei der guten Gelegenheiten verwertet, könnte er nun Held des Tages sein.
Die Statistik trügt
Es gibt quasi keine Statistik in der die Austria nicht (teilweise drückend) überlegen war:
- 57% Ballbesitz
- 52% Zweikampfquote
- 4:3 Schüsse auf das Tor
- 14:11 Schüsse
- 1,72 vs. 1,58 xG-Wert
- 1,44 vs. 0,26 xG-Wert aus dem Spiel (exkl. Standards)
- 8 vs. 3 Eckbälle
- 502 vs. 385 Pässe
- 71% vs. 65% Passquote
- 22 vs. 6 Flanken
- 15 vs. 9 erfolgreiche Dribblings
Aber was nützen diese Zahlen, wenn man sie nicht in Tore umwandeln kann? Es war jedenfalls nicht alles schlecht und im Normalfall muss bzw. wird man Spiele mit so einer Überlegenheit gewinnen, zumindest öfter als dass man sie verliert.
Dass die Klagenfurter quasi ausschließlich über Standards Gefahr erzeugt haben, spricht eigentlich für die Defensive, die sich im Nachgang der Partie wieder viel anhören musste aufgrund des späten Gegentors und der schlechten Deckung beim 0:1. Eine Verteidigung die nur 0,26 expected goals aus dem Spiel zulässt, kann nicht alles falsch gemacht haben.
Jedoch fand ein Großteil unseres Spiels in der eigenen Hälfte statt. Dort spielte man die erfolgreichen Pässe, gewann die Zweikämpfe und hatte Ballbesitz. Im gegnerischen Drittel spielte Klagenfurt 25% mehr Pässe als wir, was schon zeigt, dass wir unseren neuen Spielstil diesmal bzw. mit diesem Personal nicht anwenden konnten. Es gelang uns nicht regelmäßig und zielstrebig in das letzte Drittel zu kommen, wodurch wir viel weniger Torgefahr erzeugten als uns das wohl möglich gewesen wäre. Verloren hat man das Spiel schließlich, weil man Standards erneut schlecht verteidigte und erneut ein dummes Foul in Richtung Ende der Partie passierte. Mit mehr Konzentration der Veilchen hätte Klagenfurt wohl noch lange spielen können und kein Tor erzielt.
Wie es nun weitergeht
In der nächsten Runde steht bereits am Mittwoch (18:30 Uhr) das Auswärtsspiel gegen Sturm Graz auf dem Programm. Das Heimspiel folgt dann bereits am Sonntag, den 7. Mai um 14:30 Uhr. Durch die bislang magere Punkteausbeute muss in den zwei Spielen gegen die Grazer nicht nur eine Sensation auf den Tisch, um in der Tabelle um Platz 3 noch mitreden zu können. Auch für Platz 4 zählt bereits jeder Punkt, wobei der unmittelbare Konkurrent nun 2x gegen RB Salzburg spielen muss und man sich anschließend im Derby schon zu einem Entscheidungsspiel trifft.
Sturm Graz hatte am vergangenen Sonntag eine schwere und nicht erfolgreiche Partie gegen RB Salzburg zu absolvieren (0:2) und spielt am Sonntag, also genau zwischen den beiden Spielen gegen die Austria, das ÖFB-Cupfinale gegen Rapid.
Bei der Austria kehren Dominik Fitz und Haris Tabakovic von ihren Sperren zurück. Bei Doron Leidner ist es unklar, ob dieser noch verletzt ist oder bereits einsatzbereit.
Wie es im Rennen um den Europacup gerade aussieht und welche Chancen die Austria hat, erfahrt ihr natürlich im wöchentlichen Update auf Verteilerkreis.at mit reichlich Statistiken für die violetten Datenfreunde.
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