Rückblick Runde 25: Verrücktes Derby, die Serie hält

Der blanke Wahnsinn

Sechs Tore, drei Mal Ausgleich, zwei Platzverweise, zwei Elfmeter die zurückgenommen wurden und insgesamt fünf Spieler, die in der kommenden Runde aufgrund von Sperren pausieren werden müssen. Dieses Derby wird so schnell keiner vergessen. Für Spieler und Zuschauer gab es noch selten ein dermaßen intensives Duell der beiden Spitzenklubs aus Wien durchzumachen. Dass dabei sogar qualitativ hochwertiger und sehr intensiver Fußball geboten wurde, war ein kräftiges Lebenszeichen des Fußballs in der Bundeshauptstadt. Ein volles Haus mit 26.000 Gästen, davon zumindest 2.500 Veilchen, die weit über das Kontingent des Gästesektors hinaus Tickets kauften, unterstreicht den Trend. 

Was den Unterschied ausmachte

Das Spiel hatte so viele Highlights, Wendepunkte, Schlüsselmomente und Aufreger, dass es kaum möglich erscheint hier klare und über 90 Minuten beobachtbare Auffälligkeiten zu identifizieren. Die Unterzahl von Rapid ab der 47. Minute veränderte nochmals das Bild fundamental. Dennoch waren einige Dinge gleich von Beginn an und über nahezu alle Phasen der Partie augenscheinlich: 

Passsicherheit

Die Austria überzeugte von Beginn weg mit ausgezeichneter Ballkontrolle und präzisem Passspiel. Rapid versuchte sich über die Zweikämpfe in die Partie zu kämpfen, wurde jedoch nach ein paar Minuten bereits zunehmend in die Bedrängnis gebracht. Am Ende, nur teilweise auch der Unterzahl von Rapid geschuldet, standen fast 40% mehr Pässe für die Austria in der Statistik, bei einer um 10 Prozentpunkte höheren Passquote. Dass Rapid spielerisch wenig zu bieten hatte, zeigt sich auch daran, dass sie trotz viel weniger Bällen insgesamt, bei den langen Pässen um 20% mehr spielten als die Austria, welche sich auf Kurzpassspiel und Kombinationen konzentrierte. Im gegnerischen Drittel steht die Passquote gar 66% vs. 53% für die Austria. Ebenfalls gab es doppelt so viele erfolgreiche Dribblings in violett. 

Zweikampfstärke

Die 56% gewonnene Zweikämpfe (57% in der ersten Halbzeit) der Austria sind gegen die über die Physis kommenden Hütteldorfer ein beachtlicher Wert. Immehin war die Austria meist in der Offensive, wo es schwieriger ist Zweikämpfe zu gewinnen. Das Pressing funktioniert jedoch mittlerweile wie ein recht geöltes Uhrwerk und durch geschickte Überzahlsituationen wird man zum strukturellen Zweikampfsieger. Exemplarisch die Entstehung des 1:1, als Polster, Braunöder und Fitz zu dritt sofort im Gegenpressing den aufbauenden Rapidler in die Mangel nahmen, den Ball eroberten und mit zwei schnellen, vertikalen Pässen auf Gruber den erfolgreichen Torabschluss finden. Wie ein gut eingespieltes Löwenrudel wird die Beute aus allen Richtungen beobachtet, hin und her getrieben und genau dann tödlich attackiert, wenn die Falle aufgeht. Martins (93%) und Braunöder (89%) kamen auf irrwitzige Zweikampfquoten, gefolgt mit Respektabstand von Auer (73%).

Fokus: Umschaltspiel

Zu Beginn der Partie erzielte die Austria immer wieder Durchbrüche auf der rechten Seite nach Ballgewinn im Mittelfeld. Die Seite war der Dreh- und Angelpunkt im violetten Spiel der ersten Halbzeit. Der Spielaufbau über Kasius wurde entweder von der Austria unterbunden oder von Rapid nicht forciert, denn er sah nahezu keine Bälle (24 Ballkontakte und 15 Pässe bis zur roten Karte in der 47. Minute). Fast jeder Angriff ging über ihre linke Seite mit Auer und Grüll

Die Austria wusste damit umzugehen und stellte eine Phalanx an Qualitätsspielern in diese Zone. Braunöder und Ranftl sollten die Zweikämpfe gewinnen, Handl in der Tiefe gegen Grüll absichern und Tabakovic, unterstützt von Fischer die Passwege über das Mittelfeld blockieren. Für Umschaltmomente lauerte Gruber auf jede Balleroberung. 

Mit diesen sechs Spielern war stets eine gute Überzahl vorhanden und lange Bälle auf Grüll versandeten meist bei Handl (3x abgefangene Bälle, 7 Balleroberungen) bzw. bei Martins (9 von 10 Luftduelle gewonnen). Sobald der Ball erobert wurde, ging es rasent schnell und nach 1-3 kurzen Bällen, bei denen sich meist einer der technisch hochwertigen Spieler durch die Überzahl leicht freispielen konnte, wurde der “tödliche Pass” in die Tiefe auf Gruber oder den aus dem Mittelfeld nach vorne rauschenden Tabakovic gesucht. 

Hier trennt sich sozusagen die Spreu vom Weizen und diese Passqualität kann einfach nicht jeder Spieler dermaßen auf den Platz bringen wie unsere absoluten Ausnahmetalente aus dem eigenen Nachwuchs. Fitz (7v9) und Braunöder (7v8) sind bei diesen Pässen in die Tiefe absolut hervorzuheben. Tabakovic (1v2), Ranftl (4v5) und Fischer (0v4) liegen weit abgeschlagen – die Zahlen sind jeweils für die erste Halbzeit

Später in der ersten Halbzeit verlagerte sich das Spiel dann auch hin und wieder nach links, während in der zweiten Halbzeit nach dem Ausschluss von Kasius und den späteren Einwechslungen von Schick und Greil ohnehin die gesamte Lage im Spiel verändert war. Der initiale Matchplan, Rapid auf deren starke linke Seite zu ziehen und sie dort durch eine Konzentration aus Masse und Qualität eiskalt zu erwischen, funktionierte aber bis über die zwischenzeitliche 2:1-Führung in der 32. Minute hinaus. 

Danach entwickelte sich ein sich ständig wandelndes Spiel, mit allerlei Höhen, Tiefen und reichlich Action das mit der taktisch disziplinierteren Anfangszeit nicht mehr viel zu tun hatte. 

Wie es nun weitergeht

In der nächsten Runde steht am Sonntag das Heimspiel gegen Austria Klagenfurt auf dem Programm ehe es zum Doppel gegen Sturm Graz kommt (erst auswärts, dann zu Hause). Ein Sieg gegen Klagenfurt ist bereits quasi Pflicht, wenn man um Platz 3 und 4 noch mitspielen will. Auch gegen Sturm werden wir Punkte benötigen, wohl zumindest drei. 

Nach dem Derby sind Dominik Fitz (fünfte Gelbe) und Haris Tabakovic (gelb-rot) gesperrt. Dafür könnte Doron Leidner überraschend bereits wieder zur Verfügung stehen. 

Wie es im Rennen um den Europacup gerade aussieht und welche Chancen die Austria hat, erfahrt ihr natürlich im wöchentlichen Update auf Verteilerkreis.at mit reichlich Statistiken für die violetten Datenfreunde. 

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