Rückblick Runde 21: Auswärtsniederlage in Graz

Ein Augenöffner

Der vergangene Sonntag mit dem Gastspiel in Graz war leider kein erfolgreicher Ausflug und die Chance mit einem oder drei Punkten einen wichtigen Schritt im Rennen um das Meisterplayoff zu absolvieren wurde vertan. 

Wichtiger noch, die Frage ob wir mit dem neuen Spielsystem unter Neo-Trainer Michi Wimmer bereits so weit sind, den souveränen Ligazweiten Sturm Graz zu fordern, muss mit einem klaren Nein beantwortet werden. 

Zu groß waren die Unterschiede als Mannschaft und auf Einzelspielerebene, zu klar das Kräfteverhältnis und zu eindeutig das Ergebnis. 

In allen (relevanten) Belangen unterlegen

Obwohl der Ballbesitz (50,6%), die Anzahl der Pässe (386 vs. 382) und die Zweikampfquote (53,5%) knapp zugunsten der Austria ausfielen, lief das Spiel über weite Strecken wie auf einer schiefen Ebene. 

Sturm erlangte nach Spielbeginn immer stärker die Oberhand und konnte die Schlagzahl der guten Torchancen sukzessive steigern. Der Führungstreffer lag schon länger in der Luft, als Emegha in der 34. Minute zum 1:0 verwertete. 

Dass die Führung nicht lange halten würde, war zu diesem Zeitpunkt eigentlich nicht absehbar, da die Austria kaum Chancen vorfand und sich sichtlich schwer tat, in die Nähe des gegnerischen Strafraums zu kombinieren. Dennoch konnte ein Freistoß von Jukic durch Tabakovic (36.) souverän zum Ausgleich versenkt werden. Die Führung der Grazer war, völlig entgegen des Spielverlaufs, bereits nach zwei Minuten egalisiert. Es sollte der einzige Schuss auf das Tor der Grazer bleiben, während die Heimmannschaft einige weitere Hochkaräter nicht zu verwerten vermochte. 

Sturm nutzte die in der zweiten Hälfte die nicht mehr ganz so ausgeprägte, aber dennoch glasklare Feldüberlegenheit und setzte mit Toren von Emegha (65.) und Sarkaria (71., Elfmeter nach Foul von Ranftl) nach. Der 3:1-Endstand war im Endeffekt hochverdient und der Austria wurden ihre Grenzen aufgezeigt. 

Fünf Gründe für die klare Niederlage

1 – Qualität

Sturm Graz hat einen qualitativ hochwertigen, eingespielten und ausgeruhten Kader. Sie zu schlagen ist für die Austria auch in Bestform derzeit keine einfache Übung. Fehlen jedoch Spieler wie Gruber, Huskovic, El Sheiwi, Galvao und sind andere Spieler nicht bei 100% (Fitz und Braunöder), dann ist die Aufgabe wohl unterm Strich einfach nicht machbar. 

2 – Tagesverfassung

Nicht jeder Tag ist gleich und nicht in jedem Spiel kann man 100% abrufen. Wenn sich einfache Fehler (Ball stoppen, kurze Pässe), Unkonzentriertheiten und in manchen Situationen schlampiges Spiel von weiten Teilen der Mannschaft in einer wichtigen Partie kumulieren, dann kann man eben keinen Erfolg haben. Quasi die gesamte Mannschaft erwischte keinen guten Tag und beging Fehler, die sonst nicht unbedingt passieren. Gegen Rapid muss man wieder deutlich näher an die jeweilige Formspitze herankommen. 

3 – Mut statt Bus

Michi Wimmer wählte zwischen zwei Varianten, denn entweder musste man versuchen das Spiel der Grazer zu unterbinden oder man versuchte sie mit den eigenen Stärken zu überrumpeln. Es wurde der zweite Ansatz, wobei die Idee wohl war, durch massive Überzahl am Flügel gegen die dort anfällige Raute der Grazer viel Druck zu machen (siehe “4”). Leider wurde durch die seitlich orientierten Achter das Zentrum entblößt und es fehlte uns jeglicher Zugriff im Mittelfeld. Erst nach der Einwechslung von Braunöder und der Rückkehr zur zentraleren Doppel-8 wurde die Situation beruhigt. 

4 – Taktische Umstellung

Der Plan mit den schnellen Spitzen (Keles und Dovedan) die Außenbahnen anzugreifen scheiterte, denn durch die Qualität der Grazer war selbst in 4 vs. 2/3 Situationen am Flügel (z.B. Handl, Ranftl, Jukic/Fischer und Keles) kaum ein Durchkommen. Selbst wenn dies gelang, musste Tabakovic im Zentrum gesucht werden, der entweder noch gar nicht dort war oder aber durch die zwei Innenverteidiger gut abgeschirmt war. Im Endeffekt konnte auf diese Weise kein einziger Schuss auf das Tor erzielt werden, denn dieser gelang nur aus einem Freistoß. Der stärkere Fokus auf Flügel, inkl. dem Verzicht auf Braunöder, sollte sich also nicht bewähren – im Gegenteil. 

5 – Zögern

Die Probleme waren durchaus in der ersten Halbzeit bereits evident und nur durch großes Glück konnte ein 1:1 in die Halbzeit gerettet werden. Wimmer entschloss sich jedoch, mit Umstellungen (defensives Mittelfeld zentraler orientiert) und Wechseln zu warten, obwohl die defensiven Probleme im Zentrum evident waren. Braunöder in der Pause für Keles oder den völlig abgemeldeten Dovedan zu bringen, um das defensive Mittelfeld zu stabilisieren, lag auf der Hand, sollte aber erst in der 72. Minute erfolgen. Also kurz nachdem die Partie aufgrund des dritten Treffers der Grazer im Grunde verloren war. Ebenso hätten die Flügel bereits früher frischen Wind vertragen und durch Polster und Fitz (unklarer Fitnesszustand) belebt werden können. Warum und worauf Wimmer wartete, war von außen nicht ersichtlich. Permanent kam es zu Ballverlusten auf den zahlreich besetzten Flügeln der Veilchen und darauf zu schnellen Grazer Kombinationen ins verwaiste violette Zentrum, wo die Dreierabwehr dann kalt erwischt wurde und druckvoll zu Fehlern gezwungen wurde. 

Das Derby wird eine gänzlich andere Partie werden, denn der Spielstil Rapids ist doch deutlich von jenem der Grazer zu unterscheiden. Dennoch wird Wimmer am kommenden Sonntag auch ein besseres Händchen gebrauchen, wie auch die Spieler einen besseren Tag erwischen sollten. 

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