Interview: Andreas Gruber

Danke an unseren Partner SIGASIGA, der dieses Interview sponsert!

Liebe Veilchen! 

Nach unseren Interviews mit Ziad El Sheiwi, Dominik Fitz, Manfred Fischer und Manfred Schmid, haben wir diesmal ein Interview mit Andreas Gruber für euch! Ihr habt euch in der Abstimmung für ihn entschieden und auch viele Fragen beigesteuert, also viel Spaß beim Lesen! 

Wir bedanken uns zudem herzlich bei Andi Gruber, der sich am Nachmittag vor dem Testspiel gegen Aris Limassol noch Zeit genommen hat, um den Fans Einblicke in sein Fußballerleben zu ermöglichen. 

Wie hat dich Jürgen Werner vor einem Jahr überzeugt zur Austria zu wechseln?

Es war so, dass ich auch schon den Gedanken an einen Wechsel hatte, weil es nicht mehr so gut gelaufen ist und auch nicht mehr die Wertschätzung da war, die ich noch hatte als ich zum LASK gekommen bin. Dann hat Jürgen gesagt, dass er hier bei der Austria etwas Cooles aufbauen will. Das hat am Anfang schon beim LASK gut funktioniert und darum wollte ich den Weg noch einmal mit ihm gehen.

Gab es schon früher Kontakt mit der Austria, etwa zu Mattersburg-Zeiten?

Ja. Als mein Vertrag in Mattersburg auslief gab es Gespräche, aber das Interesse war nicht sehr konkret und wegen des „eher nein“ bin ich dann zum LASK gegangen.

Was gefällt dir besonders an Austria Wien und wie erlebst du die Aufbruchstimmung im Verein bzw. ist das ein Thema in der Mannschaft?

Man sieht, was die Austria für eine Fanbase hat. Als ich gekommen bin, waren schon viele Fans da, auch weil der Erfolg da war, aber wir haben das jetzt nochmal auf ein neues Level gehoben. Den Fans taugt es wie wir Fußball spielen und wir wollen sie noch weiter überzeugen, damit noch mehr ins Stadion kommen und die Hütte jedes zweite Wochenende voll wird. Jedem taugt es vor 10, 12 oder 15 tausend Zuschauern zu spielen, das hört man auch in der Kabine und wir freuen uns darüber.

Wie siehst du die Trainingsmöglichkeiten und die generelle Spielerbetreuung im Vergleich zu deinen bisherigen Vereinen? Was sollte die Austria verbessern?

Wir haben eine super Kraftkammer und super Plätze, da kann man nichts aussetzen. Als ich gekommen bin, gab es noch kein Frühstück, das haben wir jetzt eingeführt. Zuletzt kam auch noch das Mittagessen hinzu, das ist schon alles recht professionell geworden. Es gibt natürlich immer weitere Verbesserungspotenziale, aber das müssen die Führungspersonen beurteilen, was es noch braucht und was noch geht.

Nach einer sehr intensiven Phase im Herbst warst du ab Mitte Oktober immer wieder krank, verletzt oder nicht bei 100%. Generell hast du in der vergangenen Saison nur zwei Mal die vollen 90 Minuten durchgespielt (LASK und Wels im Juli 2022), wobei du insbesondere unter Schmid so gut wie nie über 75 Minuten gespielt hast. Erst im April konntest du wieder deinen Stammplatz einnehmen und hast dich gleich mit zwei Toren und zwei Assists zurückgemeldet. Brauchtest du die lange Winterpause um voll zu regenerieren?

Ja, ich glaube schon. Wir wissen bis heute nicht so recht, was es damals war. Kurz vor dem Schlafengehen habe ich mich oft schlecht gefühlt und war dann am nächsten Tag völlig lasch und leer. Ich habe mich gefühlt, als ob ich komplett krank wäre, hatte aber kein Fieber oder sonstige Symptome. Das hat sich bis in den Jänner und Februar gezogen und ist nicht viel besser geworden, auch wenn ich mal zwei, drei Wochen Pause gemacht habe. Nach einer oder zwei Wochen volles Training kam es immer wieder zurück. Man konnte zwar bis zum Ende nichts finden, aber die Vermutung ist, dass es entweder mit Corona oder mit Pfeifferschem Drüsenfieber zu tun hatte. Zum Schluss habe ich das gut in den Griff bekommen und deswegen konnte ich jetzt wieder voll spielen.

Wie hast du den Trainerwechsel und die Systemumstellung erlebt? Hat sich für dich auf dem Platz, bei der Matchvorbereitung und im Training etwas verändert?

Ich glaube, dass man das gar nicht vergleichen kann. Der vorherige Trainer hatte eine ganz andere Herangehensweise an den Fußball gehabt als der jetztige Trainer. Ich glaube man sieht das auch, dass wir beim vorherigen Trainer aus der Kompaktheit nach vorne spielten und mit häufigen Systemwechseln mal eher tiefer oder höher standen. Beim jetzigen Trainer gibt es nur eines: Vollgas über 90 Minuten und hoch pressen. Wir spielen unser 3-4-3 das ich recht gut kenne, da ich das schon eineinhalb Jahre beim LASK gespielt habe. Das war für mich keine Umstellung und ist mir daher leichtgefallen. Mit dem 3-5-2 passen wir uns manchmal beim Anlaufen ein bisschen dem Gegner an, wobei es bei Ballbesitz wieder eher ein 3-4-3 wird. Ich glaube, dass ich auch als Stürmer ganz gut gespielt habe. Obwohl es nicht so ganz meine Position ist, weil ich den Gegner nicht gerne im Rücken habe, denn da bekommt man ständig eine auf den Schädel.

Laut Transfermarkt.at hast du als Linksfuß in deiner Karriere sogar öfter links als rechts gespielt. Derzeit scheint das kein Thema mehr zu sein und du bist fix auf der rechten Außenbahn, sofern du nicht als zweite Spitze spielst. Worin siehst du die Gründe dafür, dass du nicht mehr links spielst?

Ich habe recht früh angefangen auf der rechten Seite zu spielen. Ich bin fast beidbeinig und daher fällt es mir leicht auf der rechten Seite, da ich mit rechts Flanken schlagen und auch schießen kann. Ich glaube ich erziele aktuell auch mit rechts mehr Tore als mit links. Ich spiele daher gerne auf rechts, weil ich zwei Optionen habe: Ich kann nach innen ziehen und ich kann über außen angreifen.

Du hast vergangene Saison mit 15 Scorern (9 Tore und 6 Assists) deinen persönlichen Bundesliga-Bestwert aufgestellt (2018/19: 6 Tore und 8 Assists, 2019/20: 12 Tore und 1 Assist). Geht da noch mehr?

Mein Ziel für die Saison waren 10 Tore und 10 Assists, was sich mit den 2 Toren und 4 Assists im Cup ja ausgegangen ist. Mit den Umständen, die ich im Herbst und über den Winter hatte, bin ich damit voll zufrieden. Das Ziel ist es natürlich, da noch was draufzulegen.

Welche Ziele hast du aktuell für deine Karriere und in welchen Bereichen möchtest du dich noch verbessern?

Mein Ziel ist klar noch einen Schritt zu machen. Ich habe zwar keine schlechte Saison gespielt, aber es müssen wohl noch ein paar Tore mehr sein, damit ich noch einen Schritt in die Deutsche Bundesliga machen kann. Irgendwie finde ich auch die MLS ziemlich cool und würde mir gerne mal Amerika anschauen. Mir taugen auch Football und die NHL, das sind Sachen die kann man dort dann recht gut verfolgen. Grundsätzlich ist es natürlich mein Ziel so viele Tore und Assists wie nur möglich zu machen.

Was macht Dominik Fitz so besonders als Mitspieler, in Zeiten, in denen Spielmacher nicht mehr häufig gefragt sind?

Wir ergänzen uns sehr gut. Er ist derjenige der sich etwas tiefer fallen lässt und ich bin derjenige der die Tiefgänge macht. Ich glaube das kommt uns beiden zugute und daher ist es wichtig, dass er auf dieser Position ein bisschen den Freigeist spielen kann.

Du warst zuletzt auf Bildern mit Marko Raguz beim Physio zu sehen. Kannst du etwas dazu sagen, wie es ihm geht?

Wir haben den gleichen Physio, da Marko vor circa drei oder vier Monaten zu ihm gewechselt ist und daher sehen wir uns oft. Ich hoffe es geht in die richtige Richtung, aber mehr weiß ich leider auch nicht. Ich bin aber guter Dinge, dass er hoffentlich noch heuer oder Anfang nächsten Jahres zurückkommen wird.

Schmid hat dich mal als sehr charakterstark beschrieben, mit einer starken eigenen Meinung und meinte, dass das positiv sei und im Fußball wichtig wäre. Bist du einer der auch mal aufstampft oder lauter wird?

Natürlich sage ich auch mal was, aber ich bin eher einer der in sich geht und nachher Dinge ruhig anspricht. Ich sage immer meine Meinung und das ist mir vielleicht schon ein paar Mal auf den Kopf gefallen, aber da bleibe ich drauf. Dennoch mache ich das lieber unter vier Augen und bin grundsätzlich eher der Ruhigere.

Du bist ehemaliger Spieler von Sturm Graz und hast ab der U15 deren Nachwuchs durchlaufen. Was macht Sturm derzeit besser als die Konkurrenz und warum hat Moritz Wels, der vor ein paar Jahren selbst noch in der U15 von Sturm war, dennoch die richtige Entscheidung getroffen zur Austria zu wechseln?

Sturm ist uns aktuell einfach zwei Jahre voraus. Der Trainer ist schon länger dabei und sie spielen schon länger ihr System. Was schon zu meiner Zeit der Fall war ist, dass die Jungen im Laufe der Saison zwar zu ihren Chancen kommen und Spiele machen, aber dann wird einem Jahr für Jahr ein Älterer vorgesetzt. Auch wenn man gut war und hätte spielen müssen, kommt man so nicht wirklich weiter. Ich habe die ersten eineinhalb Jahre unter Foda recht viel und gut gespielt und dann ein Jahr lang wieder fast kein Spiel gemacht. Ich glaube recht viele junge Spieler bei Sturm Graz gehen deswegen gerade weg und auch für Moritz wird das ein Grund gewesen sein zu uns zu kommen, weil er gesehen haben wird, dass es bei Sturm schwierig ist, oben einen Platz zu bekommen. Es wird eingekauft und auf auswärtige Spieler gesetzt. 

Hinter uns liegen zwei aus Fan-Sicht sehr ernüchternde und zwei ermutigende Saisonduelle gegen Sturm Graz, die aber leider ohne jeglichen Erfolg in Punkten blieben. Wie viel fehlt uns sportlich auf Sturm Graz und was muss die Austria konkret aus Spielersicht machen, um wieder vor Sturm zu kommen?

Auch beim ersten Heimspiel hätten wir nach dem 0:1-Rückstand mit 2:1 in Führung gehen müssen, weil wir drei 100%ige Chancen hatten, also auch da waren wir in der ersten Halbzeit auf Augenhöhe mit ihnen. Leider haben sie in der zweiten Halbzeit kontern können und wir sind in zwei weitere Tore hineingelaufen.

Es wird heuer sicher bzw. hoffentlich anders ausgehen. Wir sind ganz knapp dran und das hat man auch gesehen. Es fehlen noch Kleinigkeiten und diese kleinen Fehler müssen wir abstellen, dann schaut das anders aus.

Was muss gelingen, damit wir gleich in Runde 1 einen Heimsieg gegen Sturm feiern können?

Wir müssen unsere Tugenden, die wir die ganze Woche trainieren, auf den Platz bringen und das machen was uns auszeichnet: Hoher Druck, schnelles Umschalten und hinter die Abwehr kommen, denn darauf sind sie anfällig. Hinten müssen wir die Fehler abstellen und trotz des hohen Pressings kompakt stehen.

Wie siehst du die aktuelle Entwicklung bei deinem anderen ehemaligen Arbeitgeber dem LASK?

Das ist schwer zu sagen, weil ich nicht weiß, was sie vorhaben. Sie haben einen Kader mit ich glaube 34 Spielern. Natürlich spielen sie international und vielleicht wollen sie Meister werden, das weiß ich nicht, aber im neuen Stadion wäre das wohl lässig für sie. Sie setzen auch eher auf auswärtige Spieler, was ich schade finde, weil wir in Österreich auch gute junge Spieler haben und die auch ihre Chancen bekommen sollten. Aber das ist nicht meine Sache, denn wir müssen auf uns schauen und unseren Weg gehen, der anders ist als ihr Weg. 

Ihr seid ja mittlerweile eine kleine LASK-Clique bei uns geworden.

Ja ein bissel vielleicht, wir haben auch alle gemeinsam beim LASK gespielt.

Anmerkung: In der Saison 20/21 waren Gruber, Holland, Potzmann, Raguz und Ranftl gemeinsam beim LASK. Alle fünf standen jedoch nur im Cup gegen Wörgl und in der Europa League gegen Tottenham gemeinsam im Kader und aufgrund von Wechseln nie gleichzeitig am Platz.

Ein kleiner Word-Rap zum Abschluss:

  • Auf ein Bier oder einen Kaffee gehe ich am ehesten mit …
    Mandi Fischer
  • Die besten Schmähs in der Kabine hat …
    Holdi (Anmerkung: Christian Hold, Sporttherapeut)
  • Wenn alle am Boden zerstört sind, kommt … und baut uns auf.
    Da sind alle dabei, wir helfen uns gegenseitig.
  • Am härtesten trainiert …
    James
  • Das wichtigste Ziel in der kommenden Saison ist für mich …
    Dass wir uns international qualifizieren
  • In der Nacht vor einem Derby schlafe ich … als in der Nacht nach einem Derby
    Vorher schlafe ich gut, aber danach schlafe ich ganz spät ein, weil man nach einem Spiel sowieso ausschlafen kann und wenn man gewinnt, dann wird es noch später.

 

Vielen Dank für deine Zeit und alles Gute für das heutige Spiel gegen Aris Limassol und für den Saisonauftakt!

Ähnliche Artikel

Antworten

  1. Fast schade, dass es mit Andreas Gruber erst so spät beim FAK geklappt hat. Aber schön, wenn er noch weitere sportliche Ambitionen hat. Ich wünsche mir grundsätzlich Interviews mit Spielern, die sonst kaum interviewed werden. Marco Raguz wär natürlich so ein Fall … aber wir wissen welche Fragen wir haben und dass keine Antworten erwartet werden können.

    Also mein Wunsch: Vucic / Galvao / Pazourek … oder eines mit Nacer 🙂

      1. Ich freue mich echt, auch mal was gewonnen zu haben. Bin happy und dankbar. Leider haben mein Sohn und ich aber schon Karten für Ost 2 (noch dazu unsere beiden Stamm Abo Plätze. Werde aber sehr zeitlich vor der Ost sein und die gewonnene Karte verschenken. Der, der die Karte bekommen soll, wird vorher von mir ausgesucht und muss ein violettes Outfit anhaben, damit die Karte nicht zur Gastkarte wird.
        Nochmals vielen Dank
        Forza Viola

  2. Super Interview – danke dafür!
    Ich konnte in der letzten Saison auch schon 2 Gespräche mit Andi führen – ein super Typ, sehr sympathisch, klar im Kopf aber auch sehr direkt mit seinen Antworten(quasi wie sein Spiel am Feld).

    Als nächsten Interview – Partner hätte ich gerne Huskovic.

    1. Derbytor, Unfall, Verletzung, Comeback, 1. Testspieltor, 1. Pflichtspieltor + Assist

    Danke!

  3. Tolles Interview mit reichlich Substanz. Gefällt mir sehr. Unbedingt diese Schiene so weiterfahren, liebes Verteilerkreis-Team!
    Lieblingsspieler fürs nächste Interview? Ich hör bzw les von allen Veilchen gern was – lass mich da gern überraschen. Forza Viola!!

  4. Andi Gruber, jetzt ein Veilchen mit Herz und Seele, ganz, ganz knapp nach dem RR (Reini Ranftl) mein absoluter Lieblingsspieler. Obwohl, ich sehe momentan kein Veilchen, dass ich missen will. Auch der James steht bei mir ganz oben im Ranking. Die Antworten klingen sehr glaubwürdig und gerade heraus. Ich wünsche ihm den absoluten Durchbruch seiner Karriere hier in Wien Favoriten.
    Was das nächste Interview angeht:
    Kann man sich jetzt eh schon denken: RR

Previous Next
Close
Test Caption
Test Description goes like this