Der violette 360° Blick: Woche #11
Englische Wochen scheinen Austria-Wochen zu sein. Seit die Veilchen einen vollen Kalender mit einem Wochentagsspiel haben, wurde keine Bundesliga-Partie mehr verloren.
Mit diesen Zeilen hat in der Vorwoche der violette 360° Blick am Dienstag begonnen – und so kann er abermals beginnen, denn diese Bundesliga-Serie wurde am vergangenen Wochenende fortgesetzt. Inzwischen ist die Austria seit sechs Runden ungeschlagen, davon wurden vier Spiele auch gewonnen. Seit 236 Bundesliga-Minuten hat Christian Früchtl kein Bundesliga-Tor kassiert.
360° rund um die Austria – wie jeden Dienstag. Zurück, in die Gegenwart und diesmal ausnahmsweise kaum nach vorne, denn nun wartet die erste und zugleich letzte Verschnaufpause der Herbstsaison.
Der Blick zurück I: 1:4-Niederlage bei Lech Posen
Die Stadt Posen scheint kein glücklicher Boden für Austria Wien zu sein. So wie 2008 eine Mischung aus mangelndem Spielglück und Eigenfehlern zum Verhängnis wurde, erging es den Veilchen auch rund 12 Jahre später in Polen.
Die gute Nachricht vorweg: einen so starken Auftritt wie in den ersten 65 Spielminuten hat die Austria international schon lange nicht mehr abgeliefert, was nicht nur an der unregelmäßigen Präsenz auf der europäischen Bühne liegt. Von der ersten Minute an präsentierten sich die Veilchen mutig, spielbestimmend, offensiv und spielfreudig. Der Gegner wurde dominiert, das 1:0 schnell egalisiert und fast gedreht.
Die schlechte Nachricht: weniger der verschossene Strafstoß, sondern vor allem das 2:1 war ein Wendepunkt im Spiel. Die Schmid-Elf spielte auf Sieg, plötzlich war man erneut, gefühlt zu diesem Zeitpunkt aus dem Nichts, in Rückstand. Damit konnte die Austria fortan nicht mehr wirklich umgehen, verlor an Struktur und Dominanz, kassierte stattdessen noch zwei weitere Treffer.
Am Ende stand ein Abend, der schwer einzuordnen war. Auf der einen Seite stand eine 4:1-Niederlage, sprich ein deutliches Ergebnis, das schmerzhaft war und den Eindruck vermittelt, als wäre die Austria chancenlos gewesen. Auf der anderen Seite stand eine über weite Strecken sehr gute Leistung, bei der man dem Gegner eigentlich gar überlegen war und auswärts das Spiel dominierte, einem Sicht nicht weit entfernt war, so skurril dies bei einem 0:3 klingen mag.
Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass sich die Austria international nicht versteckt und sowohl in der Liga starke Einzelspieler auch auch die gesamte Mannschaft ebenso europäisch gut mithalten können. Was bleibt, ist aber auch die Erkenntnis, dass nach zwei Spielen nur ein Punkt steht, obwohl sechs Punkte durchaus greifbar schienen.
“Heute brauchen wir nicht über Spielglück diskutieren, wir waren in allen Belangen unterlegen. Die ersten 15 Minuten waren okay, nach dem Gegentor hat man den Klassenunterschied aber in jeder Phase gesehen. Die Austria war um zwei Klassen besser heute. Das war das erste Mal in dieser Saison, dass wir wirklich chancenlos waren.”Ried-Trainer Christian Heinle nach der Niederlage in Wien mit Worten, die Austrianer wohl gerne hören
Der Blick zurück II: 3:0-Sieg gegen die SV Ried
Nach dem intensiven Spiel gegen Hapoel Be’er Sheva holte die Austria gegen den TSV Hartberg lockig-flockig einen souveränen 3:0-Sieg. Und diesmal, nach dem intensiven Spiel gegen Lech Posen? Hartberg war keine Eintagsfliege. Erneut ein souveränes 3:0, diesmal gegen die SV Ried und diesmal fast schon mit einem “nur” vorne, denn gleich drei Mal trafen die Veilchen Aluminium, einige andere Top-Chancen blieben ebenso ungenutzt.
Anders als in Posen, gelang gegen die Oberösterreicher der Start ins Spiel nicht optimal, dafür wurde die Austria ab Minute 15 immer stärker und ließ dem Gegner schlicht keine Chance in das Spiel zu kommen, wie auch Trainer Heinle resignierend gestehen musste (siehe Zitat oben).
Neben einer geschlossenen Mannschaftsleistung waren es vor allem einige starke Einzelspieler, die diesen Sonntag-Nachmittag so entspannt machten:
- Reinhold Ranftl war abermals unermüdlich und ein wichtiger Eckpfeiler des FAK-Spiels: 95 Ballaktionen (die meisten), drei Torschussvorlagen (ex aequo die meisten), drei Flanken (die meisten exkl. Standards), sieben von neun Zweikämpfen gewonnen, von allen Spielern am Feld am öftesten gefoult worden (fünf Mal). Dass er in der 88. Minute bei 3:0 rund 30m sprintete, spricht für ihn.
- Manfred Fischer spielte als alleiniger “Sechser” mit und gegen den Ball bärenstark. Er spielte zwar die zweitmeisten Pässe am Feld (72), hatte aber auch die höchste Passquote (94,4% angekommene Pässe).
- Dominik Fitz kommt immer besser in Form und war im violetten Offensivspiel an diesem Nachmittag das Um und Auf. Fünf Torschüsse gab er selbst ab, drei weitere hat er vorbereitet.
- Muki Huskovic und Andi Gruber öffneten mit ihrem Gang in die Tiefe wichtige Räume (siehe 1:0), Motz Braunöder ist ohnehin die unermüdliche Schaltzentrale im Mittelfeld.
Letztlich brachte das Spiel auch gleich drei Debütanten: Innenverteidiger Matteo Meisl (21 Jahre) durfte nach 77 Spielen für die Young VIolets erstmals in der Kampfmannschaft rein, ebenso wie Manuel Polster (19 Jahre, als Linksaußen) und Neuzugang Nikola Dovedan (28 Jahre, zuerst als Linksaußen, dann als “Achter”).
Der Blick in die Gegenwart
Noch heißt die Gegenwart nicht Sturm Graz, Villareal, Rapid, Villareal, Salzburg, Wiener Sportclub, LASK, Lech Posen und Altach. Diese neun Spiele warten im Oktober innerhalb von 29 Tagen auf die Austria.
Allein schon aufgrund dieses Mega-Programms kommt es gerade recht, dass jetzt eine Verschnaufpause ansteht. Manfred Schmid nutzt diese, um der Mannschaft insgesamt vier Tage freizugeben (einen am Montag, drei am kommenden Wochenende), und mit einem Go-Kart-Rennen Abwechslung in den Alltag des Teams zu bringen.
Nicht alle werden dabei sein, denn viele Veilchen sind bei ihren Nationalteams:
– Marvin Martins ist beim A-Team von Luxemburg.
– Matthias Braunöder, Romeo Vucic und Muki Huskovic sind beim U21-Team von Österreich.
– Chris Früchtl ist beim U21-Team von Deutschland.
– Neun weitere Spieler der Young Violets und der AKA sind bei U16- bis U19-Auswahlen Österreichs, Ibra Dramé bei der U23 von Senegal.
Austria-Fans sind wohl nicht in ein Nationalteam einberufen, können aber inzwischen Tickets für die nächsten Austria-Spiele kaufen. Für das Heimspiel gegen Sturm Graz wurden bereits über 12.500 Karten abgesetzt. Hier finden sich Fan-Infos zu den kommenden Spielen.
Unterhaltung finden Anhänger, wenn schon kein Spiel ansteht, auch im Sky-Podcast “Audiobeweis”, bei dem Lukas Mühl zu Gast war und ein sehr hörenswertes Interview gab (hier nachzuhören).
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