FAK & QPR, die Geschichte einer Leidenschaft

Fan der Wiener Austria zu werden, ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, wenn man in den 1970er und 1980er Jahren in Wien aufgewachsen ist. Noch dazu im 2. Wiener Gemeindebezirk, neben der Jeusitenwiese im Wiener Prater. Das war violettes Gebiet, der Stadtrivale war am anderen Ende von Wien, weit weg und absolut uninteressant. 

Dazu kam, dass ich mit Thomas Flögel in die Volksschule gegangen bin (in die Wittelsbachstraße) und auch mit ihm befreundet war. Die Austria Burschen trainierten auch im Winter im Turnsaal unserer Volksschule und damals hatte ich auch ab und zu das Vergnügen, mit Tommy zu kicken, dessen Vater ein wirklich super Typ ist und (!) eine der größten noch lebenden Rapid Legenden. Aber die Austria war halt damals in der Nähe der Familie Flögel und der absolute Topklub in Österreich. Tommy war immer ein Kämpfer, am Anfang hat er sich schwer getan, denn er war das technische Scheiberlspiel gewohnt. In Schottland ist er im Mittelfeld gewesen und die Bälle sind über ihm hin und her geflogen, er hat sich aber dann rasch daran gewöhnt, schließlich war er ja dann Stammspieler und Fanliebling bei den Hearts.

Mein Weg zur Austria

Mein Vater war an Fußball gar nicht interessiert, meine Liebe zum runden Leder entwickelte sich in der Schule und im Freundeskreis. Ich wurde mit 10 Schilling (für den Klingelbeutel) am Sonntag in die Kirche geschickt, zog es aber vor, den 10er gleich beim Eingang in den Opferstock zu werfen und gegenüber, in der Rustenschacherallee dem Vormittagsspiel von „Feuerwehr STAW“ am Staw Platz beizuwohnen (inkl. dem sandbestreuten Kunstrasen, der einem im großen Stil die Haut abzog, falls man einmal ein Sliding Tackling ansetzte.

Meine ersten live Spiele waren Spiele der Austria im Praterstadion, zu denen mich ein Freund der Familie mitgenommen hat, Meisterschaft (ausgenommen Derbys im Prater) waren da noch nicht am Programm. Legendär war auch die Sendung „Sport und Musik“ im Radio oder die Übertragungen der EC Spiele in den 1980er Jahren aus London, Liverpool, Barcelona oder Madrid, ebenfalls im Radio und die Zusammenfassungen dann spät am Abend im ORF, die oftmals erst nach harten Verhandlungen mit den Eltern angeschaut werden durften… am nächsten Tag war schließlich Schule.

Apropos Schule, dort war natürlich alles violett…Schultasche, Zeichenmappe, Turnsackerl usw. Natürlich gab es auch Rivalität, denn es lebten im Untergrund des 2. Bezirkes auch zwielichtige Gestalten, die offenbar dem SK Rapid huldigten. Eines Tages, am Heimweg der Schule begegneten mir zwei davon. Ich war damals schon in der Kundmanngasse, Unterstufe BG3 und sie versuchten mir die Zeichenmappe zu entreißen – “Schlaz eams au“ hat einer der beiden gerufen. Dazu ist es nicht gekommen, ein Schulkollege von mir kam dazu, seines Zeichens Leichtathlet und ziemlich robust und die Zeichenmappe donnerte auf den relativ hohlen Schädel des Angreifers. Zudem flogen die neuen Adidas Jogging High des anderen, damals der Renner, im hohen Bogen in den Donaukanal. Ich nahm nachher eine Zeit lang einen anderen nach Hause weg, aber die Genugtuung war dennoch groß.

Mein Weg zu den Queens Park Rangers

So logisch meine Liebe zum FK Austria Wien ist und war, so ungewöhnlich der Weg zum QPR Fan.

Die ganze Sache begann schon sehr früh, in den 1970er Jahren. Queens Park Rangers FC war damals in der ersten englischen Liga ein guter und erfolgreicher Klub. 1976 Vizemeister, nur 1 Punkt hinter Liverpool, 1982 FA Cup Finalist und 1986 League Cup Sieger. Dazu 1977 im Viertelfinale des UEFA Cups wo QPR im Elferschießen (England, what else) an AEK Athen gescheitert ist.

Mein Bruder, Manchester United Fan wollte damals, im Kinderzimmer immer kicken. Wir haben dazu die Mistkübel umgelegt und mit einem Tennisball gespielt, was im 4. Stock eines Gemeindebaus einiges an Lärm verursacht hat. Nachdem er älter war als ich und dementsprechend fast immer gewonnen hat, war meine Motivation enden wollend. Er hat immer Manchester United gespielt und für mich hat er sich aus der Zeitung einen Klub gesucht, der in der Tabelle auch weiter oben gestanden ist, das waren damals eben die Queens Park Rangers. Es hätte genauso gut Derby County, Ipswich oder Leeds sein können.

Mein Teddybär, eigentlich war es ein Pandabär, bekam ein blaues Tuch und feuerte mich mit „Queens Park Rangers“ Schlachtrufen an (relativ erfolglos allerdings). Wenn wir im Hof mit anderen Kindern gespielt haben, war meine Mannschaft dann auch immer „Queens Park Rangers“ und so hat sich diese Liebe entwickelt.

Ergebnisse waren nur in der Zeitung zu erfahren. Später brachte mir mein Vater ein QPR Dress aus London mit, lange Zeit mein Heiligtum (das mit Guinness als Sponsor). Später hab ich dann am Montag den Sunday Mirror gekauft und das Fußballheft Shoot abonniert (Ende der 80er Jahre).

In London war ich drei mal auf einem Spiel: gegen Hull City, gegen West Ham und gegen Derby County. Jedes mal ein Erlebnis. Leider waren die letzten Jahre aus finanziellen Gründen sehr durchwachsen, aber langsam dürften sich die Hoops erfangen. Heuer läuft die Saison richtig gut bisher, sogar im FA Cup haben wir die erste Hürde geschafft…sensationell, wenn man unsere peinlichen Cup Auftritte der letzten Jahre so Revue passieren lässt.

 

Ein Höhepunkt war natürlich das Spiel meiner Austria gegen QPR zur Saisoneröffnung 2019.

Vielleicht schaffen es die Hoops heuer, ins Aufstiegs Play Off zu kommen und im FA Cup weiter zu kommen. Auch bei der Austria hoffe ich, dass wir uns stabilisieren können und endlich wieder aus dieser furchtbaren Situation raus kommen, die für Austrianer die in den 1970er und 1980er Jahren groß geworden sind, unerträglich und nur schwer zu verdauen ist.

„Forza Viola“ und „Cmon U Rs“

 Das Bild oben entstand 2007 beim Heimspiel der QPR gegen Hull City

 

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