Ausbruch aus der Abwärtsspirale (pro Trainerwechsel)
Die Austria hat im vergangenen Winter einen neuen Weg eingeschlagen und diesen gleich mit dem Paukenschlag einer Trainerentlassung begonnen. Im Jänner 2023 übernahm Michi Wimmer das Amt und der Spielstil der Austria änderte sich fundamental. Hohes Pressing wurde recht kompromisslos implementiert und spektakuläre Spiele waren die Folge. Es gab Höhen und Tiefen, aber der Fußball konnte schon begeistern. Bitter waren die Selbstfaller, die diesen neuen Weg von Anfang an begleiteten und auch das Pech mit den Schiedsrichtern, die uns wichtige Punkte in Schlüsselspielen vorenthielten.
Dennoch muss man nun, nach 9 Monaten, irgendwie ein Fazit ziehen und das ist gar nicht einmal so gut. Konnten im EC noch in völlig irrwitzigen Spielen drei Siege eingefahren werden, führte eine einzige Niederlage gleich zum Ausscheiden aus der Qualifikation. In der Liga will das Werkl hingegen von Anfang an nicht so recht in Gang kommen. Jetzt, nach 8 Runden, stehen immer noch nur 5 Punkte in der Tabelle. Viel zu wenig. Die Mannschaft wirkt verunsichert, der Trainer begann an seinem eigenen eigentlich kompromisslosen Konzept herumzufeilen und die einst flammende Offensive wirkt mittlerweile ziemlich abgemeldet.
Auch wenn ich keinen Trainerwechsel zum aktuellen Zeitpunkt fordere oder auch nur empfehlen würde, die Austria muss sich ergebnisoffen Gedanken machen, wie man mit anhaltendem Misserfolg umgehen will. Einerseits ist anzunehmen, dass die Vereinsführung das sportliche Konzept eher weiterverfolgen möchte als alles erneut umzukrempeln, aber auf der anderen Seite ist die Punkteausbeute und der Trend erschreckend. Irgendwann wird kein Weg mehr daran vorbeiführen einen Impuls von außen zu setzen und der heißt, so gut kennen wir den Fußball, in 99% der Fälle „Trainerwechsel“.
Für einen Trainerwechsel sprechen meiner Meinung nach drei Argumente:
1. Oft geraten Mannschaften in Situationen, aus denen sie nicht mehr herauskommen. Wimmer hat die Mannschaft immer wieder nach Selbstfallern aufgerichtet, sie erneut mit Mut und Courage auf den Platz geschickt und das offensive Pressing aufrechterhalten. Mittlerweile ist das nicht mehr so. Die Mannschaft sucht nach Selbstvertrauen, findet es aber nicht mehr. Einzelne Siege können sie nicht mehr festigen, erzielte Führungen führen zu sofortigen Gegentreffern. Es scheint, als ob der Karren, entgegen vieler Äußerungen, festgefahren ist und die Mannschaft in einem Loch festsitzt. Kann sie Wimmer dort nicht herausholen, wird es ein anderer Trainer versuchen müssen.
2. Mit dem neuen System kam eine gewisse Ausrechenbarkeit. Die Gegner wirken weniger schockiert oder irritiert, wenn wir sie hoch stehend überfallen und haben mittlerweile valide Wege gefunden unser Spiel zu brechen. Selbst kleine Vereine wie Hartberg oder Altach bzw. gar St. Anna konnten uns mit hohen Bällen und schnellem Umschaltspiel immer wieder in Bedrängnis bringen. Das wird nicht besser und neue taktische Impulse sind gefragt. Bislang hat sie Wimmer nicht gefunden und dennoch bereits viel von unserer Offensivkraft für minimal bessere defensive Stabilität geopfert.
3. Der Wechsel von Wimmer zu Schmid wurde mit den dringend benötigten Transfereinnahmen begründet. Spieler würden demnach im offensiven System besser zur Geltung kommen und attraktiver für Verkäufe werden. Nach Runde 8 stehen wir mit einer der ältesten Startelf der Liga da, wobei es für Trainer in der Krise nicht ungewöhnlich ist, die Routine zu erhöhen. Zudem verkam unsere Offensive zu einem Lüftchen und konnte nur 6 Tore in 8 Ligaspielen erzielen (zweitschlechteste Offensive der Liga). Den Erwartungen der sportlichen Leitung bzw. den Bedürfnissen in Bezug auf Transfereinnahmen dürfte das bei Weitem nicht entsprechen.
Wenn jetzt nicht bald regelmäßig Punkte geerntet werden können, insbesondere beim morgigen Derby, wird es verdammt eng für Wimmer – Bekenntnisse hin oder her. Es gab in den neun Monaten im Endeffekt keine Phase in der man regelmäßig so punkten konnte, wie es den Erwartungen entsprechen würde (über 1,5 Punkte pro Spiel). Im Gegenteil… Erst konnten die Punkte nicht eingefahren werden, dann brach die Defensive komplett auseinander und nun ist auch die Offensive völlig außer Form. Der Oktober wird eine Entscheidung bringen, denn der Kader, Pech oder Verunsicherung können dann nicht mehr als Rechtfertigung dienen. Sei es nur um „gehandelt zu haben“, aber kein Trainer kann bei der Austria 0,6 Punkte pro Spiel lange durchstehen.
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